Lisa Krusche
Lisa Krusche, *1990, lebt in Braunschweig. Zuletzt veröffentlichte sie gemeinsam mit Joshua Groß den Band Die Sinnatome zerstäuben bei Sukultur. Sie war Stipendiatin des 23. Klagenfurter Literaturkurses. Ihr Text Heul doch steht auf der Shortlist des Edit-Essaypreises.
Wann schreibst Du am liebsten?
Immer, wenn mir jemand dabei den Kopf krault.
Wer liest Deine Texte zuerst?
Zuallererst lese ich sie mir vor. Oder dem Hund. Danach ist es unterschiedlich.
Was bedeutet Literatur für Dich?
Auf der Insel Martinique gab es einen Mann, Robert Saint-Rose, der hat eine Rakete gebaut, um zum Mond zu fliegen, und glaubte, sie mit den Versen von Aimé Césaire antreiben zu können. So kommt mir Literatur allermeistens vor: wie Raketentreibstoff. Etwas, mit dem man es bis zum Mond schafft. Oder eben durch dieses life.
Was wäre, wenn Dir jemand die Möglichkeit zu Schreiben wegnähme?
Dann würde ich die Verfolgung aufnehmen und es wiederholen. Habe sehr guten linken Haken und meine Gangmembers auch gute Nahkampfskills. Wenn Lucie Kranich Kung Fu macht, erzittert die Erde.
Was würdest Du anders machen, wenn du wüsstest, dass Dich niemand beurteilt?
Durchatmen
Dein gegenwärtiger Geisteszustand?
Ich fühl mich wie das Geräusch, das Flipperautomaten machen, wenn man ein Freispiel erflippert hat.
Erster Satz Deines open mike-Textes?
Dass man das Unheil nicht sehen kann, bedeutet nicht, dass es nicht da ist.
Schon aufgeregt vorm Auftritt? Wie bereitest du dich vor?
Ich freu mich vor allem. Und ich denke auch viel an den Gemüse-Halloumi-Dürüm, den es eine Haltestelle vom Heimathafen entfernt gibt.
Dein aktueller Buchtipp und warum?
»Flexen in Miami« von Joshua Groß. Kommt im Frühjahr und wird beste. Es gibt einen sprechenden Kühlschrank und ungefähr 105 Sätze, die man sich direkt auf die Hirnhaut tätowieren will. Holt es euch!!1!
Schick uns ein Bild von Deinem Lieblingsarbeitsplatz und schreibe etwas dazu.
Eigentlich habe ich keinen Lieblingsarbeitsplatz. Glaube, am coolsten fände ich es, immer auf dem Beifahrersitz eines Autos zu schreiben, während mich jemand durch schöne Landschaften chauffiert. Ist aus verschiedenen Gründen aber schwierig. Wenn ich richtig husseln muss, wegen Deadline oder so, schreib ich am liebsten in der Uni, da gibt es keine Ablenkung, nur eine traurige Pflanze, von der ich jedes Mal hoffe, dass sie überlebt. Sie macht sich ganz gut so weit.
Lisa Krusche wurde ausgewählt von Nadya Hartmann.
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Sarah Kuratle
Sarah Kuratle, *1989 in Bad Ischl, aufgewachsen dies- und jenseits der österreichisch-schweizerischen Grenze, lebt in Wien. Studium der Germanistik und Philosophie an der Universität Graz. Ihre Liebesgeschichte Iris erschien in Fortsetzungen in den manuskripten. Ihre Gedichte wurden ebendort sowie im wespennest veröffentlicht. 2016 und 2017 erhielt sie jeweils das Startstipendium für Literatur des österreichischen Bundes und 2016 den manuskripte-Förderpreis der Stadt Graz. Für die Arbeit an ihrem aktuellen Romanprojekt Greta und Jannis wurde ihr das Adalbert-Stifter-Stipendium 2018 des Landes Oberösterreich verliehen. 2019 folgten die Auszeichnung mit dem rotahorn-Literaturpreis und die Einladung zum open-mike-Finale in Berlin.
Wann schreibst Du am liebsten?
Am Morgen, vorm Mittag, manchmal am Abend. Geschichten früh, Gedichte spät.
Wer liest Deine Texte zuerst?
Joshua, immer Joshua, immer herzhaft. Ich selbst beim Schreiben.
Was bedeutet Literatur für Dich?
Fabulieren und Formulieren. Spüren. Der Kunst die Liebe erklären.
Was wäre, wenn Dir jemand die Möglichkeit zu Schreiben wegnähme?
Mehr lesen in Sämtlichem und Gesammeltem. Verborgen im Lesen auch schreiben.
Was würdest Du anders machen, wenn du wüsstest, dass Dich niemand beurteilt?
Alles gleich, nicht viel anders, glaube ich.
Dein gegenwärtiger Geisteszustand?
Eine Herzenssache, ein Bauchgefühl.
Erster Satz Deines open mike-Textes?
Atemlos lässt Greta sich auf die Bank neben dem Grenzstein fallen, mach die Packung auf, Jannis, komm schon.
Schon aufgeregt vorm Auftritt? Wie bereitest du dich vor?
Auf der immer gleichen Reise meine Stimme in immer wieder anderen Höhen und Tiefen. Auf meiner Zunge eine Hand voll Blätter.
Dein aktueller Buchtipp und warum?
Matsuo Bashôs Haibun, wo ein paar Sätze, drei Verse Alltag und Augenblick verdichten. Reflektiert, komisch und tragisch. Verspricht Herbst, Frühling, Winter und Sommer.
Schick uns ein Bild von Deinem Lieblingsarbeitsplatz und schreibe etwas dazu.
Auf dem Bänkchen mehr fabulieren denn formulieren, vor allem spüren. Mit Blick in Wald und Schilf glauben: Vom bloßen Atmen der Gräser / wendet sich das Blatt der Welt.
Sarah Kuratle wurde ausgewählt von Susanne Krones.