Ein junger Mann, der durch die Stadt eilt, sein Handy in der Hand mit der Nachricht, seine Freundin sei schwanger. Kaleb Erdmanns Text ist dynamisch, modern und schnell. Nicht nur der Protagonist, auch der Text, auch der Autor eilt durch …
Ein Bewusstsein und eine Sprache im Auflösungszustand begegnen uns im Text der Schweizer Autorin Eva-Maria Dütsch. Urin und Blütenhonig klingt zunächst fremd, beklemmend, hilfsbedürftig, strahlt aber immer wieder in originellen Farben.…
Der zweite Text steht an. Patrick Klösel kann leider nicht vor Ort sein, daher wird die Lesung von seinem Text Triadic Closure per Video eingeblendet. …
Wie findet man seine Rolle in einer Familie, in der man zu den wenigen Überlebenden gehört? Péter Glück erzählt in seinem Romanauszug von einem Aufwachsen voller Ungewissheit. Und vom ständigen Herausgerissenwerden. …
Frieda Paris präsentiert uns eine »Erzählungsrückseite«. So lautet der Untertitel ihres lyrischen Texts über Haft, einsames Beisammensein und das Ausharren in der Strafe der Zeit.…
Im Verdorbenen liegt manchmal eine seltsame Schönheit. Betrachtet man eine Schale von verdorbenem Obst, so kann man abgeschreckt sein. Oder man schaut länger die Farben der Vergänglichkeit an, findet dabei etwas Schönes, Schutzloses.…
Zwischen den Sprachen und Kulturen verortet sich auch Ermutterung von Simoné Goldschmidt-Lechner, und schaut von dort ganz besonders auf die Rolle der Mutter.…
Rebecca Gisler erzählt von der Verantwortlichkeit einer Angehörigen ihrem kranken Onkel gegenüber und von seinem Ausbruch aus der Rolle des Pflegefalls. Vor allem aber ist Hippobosca eine atmosphärische Suche durch ein sich wandelndes, unberechenbares Terrain. …
Kennt irgendwer noch den Begriff Nominalstil? David Frühauf linst mit einem Auge auf Peter Weiss’ Der Schatten des Körpers des Kutschers und nimmt mit dem anderen einen abgefahrenen Plot voller Statements aus x-ter Hand in den Blick.…
Wolfgang und seine Freundin Kajal machen sich 1965 auf, um ein besseres Leben zu suchen. Sie finden Meister Lamprecht, seine schorfigen Rindenbeine und die Option, sich für ein freieres Leben einzupflanzen. Say what?…
Wohnen ist – zumindest in den Großstädten – vielleicht das zentrale Streit- und Reizthema unserer Zeit. Mit ihrem Text Wohnungen eröffnet Marie Lucienne Verse den Sonntag des 28. open mike.…
Um sich mit Daniel Jurjews Erzählung »Borges und Eis« auseinanderzusetzen, lohnt sich zunächst eine kurze Beschäftigung mit den zwei Pfeilern der Geschichte: Jorge Luis Borges und Matcha-Eis.…
In kälte ohne schnee inszeniert Rosa Engelhardt einen kargen Raum des Nichts-passierens, dessen einzige Wärmequelle die Erinnerung an Vergangenes darstellt. …
Virginia Brunn liest ihren Text klar und bedächtig. Man möchte ihr lange zuhören, man verliert sich in das trostlose Szenario, das sie ausmalt. Wobei, und das ist klar, es sind mehrere Szenarien, die sie in diesem Romanauszug schildert. Wir folgen …
Mensch und Tier finden in den Gedichten von Sophia Klink gefährlich nah zueinander, bilden eine Symbiose, die zurück und gleichzeitig nach vorne weist. …
Eine Mutter auf der Flucht mit der kleinen Tochter, weg von dem Vater des Kindes, raus aus der zu eng gewordenen Realität. Eine Unterkunft in einem fast gespenstisch leeren, kleinen Hotel nahe eines Bahnhofs. Die Stare von Franziska Gänsler ist …
Abwechselnd vorlesend präsentiert das Autor*innen-Duo Lynn Takeo Musiol und Eva Tepest die Vision einer nahen Zukunft nach Beginn der Klimakatastrophe, in der eine Gesellschaft nicht mehr versucht die Natur zu bändigen, sondern wieder mit ihr zu verschmelzen.…
Thomas, der Nichtwähler heißt der Text, mit dem Sebastian Gaub den zweiten Block des 28. open mike eröffnet. Schon der Titel weckt bei uns Lesenden (und Zuhörenden) eine gewisse Erwartungshaltung: Wer ist dieser Thomas – und, eine kleine Angst schwingt …
Deutsch, Türkisch und Englisch treffen in den Gedichten von Nail Doğan aufeinander und bilden damit eine spezifische Sprachmischung vieler deutscher Großstädte ab. Doch darin erschöpfen sich die Gedichte lange nicht.…
Ich wünsche mir, die Gedichte von Felix Reinhuber in Museen zu sehen. Nicht als Gemälde an der großen weißen Wand, sondern als Museumstexte neben jene Bilder, die ihn beschäftigen. Reinhubers Gedichte schaffen einen Zugang zur Bildenden Kunst. Die Gemälde sind …
Josefine Soppa ist die zweite, die heute ihren Text zum Besten gibt. Ihr Romanauszug trägt den Titel MIRMAR, ein kryptischer Begriff. Ist es ein Ort? Ein Hotel? Eine verträumte Version von »Wirrwarr«? Der Text an sich: die Annäherung einer …
Die digitale Eröffnungsrede ist durch, 19 aus 600 möglichen Kandidat*innen wurden ausgewählt, Jury und Lektor*innen von Sina Ahlers vorgestellt. Endlich: Thea Mengeler macht mit ihrem Text connect den Anfang und eröffnet den Wettbewerb des 28. open mike.…
Es ist unglaublich, aber mit Laetizia Praiss liest bereits die letzte Autor*in des 27. open mike. Es ging wahnsinnig schnell vorbei, doch zu früh werden wir nicht in die spannungsgeladene Pause vor dem Sturm der Preisverleihung entlassen.…
Mascha Unterlehberg erzählt von einer Männerfreundschaft – zwei Männer, die recht unterschiedlich sind, obwohl sie doch zusammen aufgewachsen sind. Lektorin Nadya Hartmann mag die Wärme, die Melancholie und lobt den Ton, dem sie gern noch länger gefolgt wäre. …
Es mag altmodisch klingen, aber gut erzählte Liebeslyrik hallt nach, wird nie langweilig. Letztlich herrscht häufig die Sehnsucht nach Lyrik, die eben die zarten Gefühle noch ausdrücken kann. Es macht fast den Anschein, dass zwischen Feminismus-Lyrik und Sprachspielen die gute …
Wer beim imaginären open mike-Bingo das Dorf auf seinem Zettel hatte, dürfte in diesem Jahr beste Chancen auf den Gewinn haben. Auch Sarah Kuratles Text Auf ihrer Zunge eine Hand voll Blätter spielt auf dem Dorf, präsentiert eine Idylle. Auch …
Das Dorf hat dieses Jahr wirklich Konjunktur. Auch in Zarah Weiss’ Text Gold’ne Kette, gold’ner Schuh geht es um die Erinnerung der Protagonistin an die Vergangenheit auf dem Dorf. Es geht um die gebrochene Idylle, deren Risse den Kinderaugen nicht …
Hannah Bründl will provozieren, keine Frage. Mit dem Thema, mit der Wortwahl, alles schreit nach Aufmerksamkeit. Lektor Christian Filips meint: »Ihre Gedichte widersetzen sich dem Zugriff und sind ein Plädoyer für das Aufhalten in der Muttersprache, eine Verneinung der Vatersprache.«…