Einen Preis für Lyrik bekommt jemand, der sinnliche Präzision und genau gedachte Bilder dazu verwendet, eigene Welterfahrung und -erkundungen nacherlebbar zu machen. Die Sprache ist nicht Selbstzweck, sie ist musikalisch, entwirft und erzählt Welt, die man gerne betritt. …
2013
Ein Preis geht an einen Autoren und eine Geschichte, die von einem profunden Interesse für andere Menschen zeugt, Menschen am Rand, Menschen mit einem verzweifelten Glücksverlangen, das bestenfalls für Momente zu erfüllen ist und also immer provisorisch bleibt. Wir glauben, …
Sozusagen vom kalten Weltraum oder mit kühlem Blick eines Kartographen nähern wir uns diesem Text. Südliche Lichtverhältnisse, Wohnungen und Wohnwagen schieben sich wie Kontinente ineinander, Stadtteile werden herangezoomt, bis man die Gassen riechen kann, Forschung kommt vor, die Abstraktes versinnlichen …
Prosa: Dmitrij Gawrisch, Jens Eisel, Lyrik: Maren Kames
Empfehlung der Jury: Paula Schweers
Publikumsjury (Gisela Graf, Andreas Knierim, Jennifer Sprodowsky, Kolja Unger, Melanie Waldheim): Maren Kames…
Wer wird gewinnen? Hier die Favoriten der open mike-Blogger:
- Fabian: Cusanit, Flegel, Schneider
- Lea: Gisin, Hornbach, Schneider
- Elena: Cusanit, Gawrisch, Kames, Schweers
- Patrick: Eisel, Fiebiger, Hornbach
Der Wetteinsatz: eine halbe Brezel und zwei Äpfel. Alles, was an Essen noch übrig …
Ich hab‘ da ein Wort verloren.
Aus den zwanzig Teilnehmertexten habe ich in einer Woche zwanzig Collagen gemacht. Auf meinem Teppich sind Kleberflecken, die nicht mehr rausgehn. Auch eine Collage.
Jetzt trage ich die Texte in meiner Tasche herum und …
Unbedingt ein Mann werden zu wollen, wenn man in einem Frauenkörper steckt, erfordert Rechtfertigung vor Psychologen. Und eine möglichst glaubwürdige Performance, soll die Krankenkassen die Kosten für eine Geschlechtsumwandlung übernehmen. Jonathan A. Rose hat das Protokoll einer Mannwerdung zum Wettbewerb …
Lektorin Ulrike Ostermeyer war sehr berührt von Artur Dziuks Erzählung, die ein „ganzes Universum aufmacht“.
Science Fiction: Wir reisen auf den Mond. Fahrstühle gleiten durch Schächte, wie in Cloud Atlas, darin der Erzähler, ein Angestellter, der an ferne Geschichten …
„Mein Mann und Bob haben mir den Rücken zugedreht“ – damit ist die Familienkonstellation im ersten Satz schon eingeführt. Sie, vermutlich die Mutter, vielleicht die Stiefmutter, gibt sich Mühe mit dem gespenstisch cleveren Kind, organisiert in ihrer Forschungsgruppe gar einen …
Der erste Autor des zweiten Leseblocks, den Lektor Martin Kordic anmoderiert, schreibt neben Prosa auch dramatische Texte. Seine Erzählung hat Kordic „von der ersten Zeile an gefangen genommen“.
Ein Ich-Erzähler liegt im Krankenhaus, an Schläuchen, wir sind auf den ersten …
Pause. Juror Raphael Urweider bahnt sich seinen Weg durch die Menschentrauben nach draußen. Ich folge ihm. Die Jury wollte noch kein Interview geben. Nur Urweider meinte, ich dürfe ihn ein paar Dinge fragen, während er raucht. Ein Zigarettenpausengespräch:
LB: Gibt …
Julia Graf stellt die letzte Lyrikerin, die wir an diesem Wochenende hören, vor. Sie ist Mitglied des Berliner Lyrikkollektivs G13, übersetzt chinesische Lyrik und schreibt laut Graf „konzentrierte, dicht getaktete Lyrik, die sehr anschaulich zur Abstraktion schreitet“.
Lea Schneiders Gedichte …
Einige Lemmata aus dem Wörterbuch Gawrisch – Deutsch: „Dringlichkeitsvisite im Gewölbe“ = Pissen, „in Öl gebrutzelte Ausschnitte vom Schwein“ = Fleisch, „vorrücks entleeren“ = Kotzen, „mit Worthäufungen bestäubte Bretter“ = Regale, „ein Papierchen beüben mit feschen Worten“ = eine Notiz …
Günther Opitz stellt die 1995 geborene, jüngste Kandidatin dieses Wettbewerbs vor: Es geht um eine Frau, es geht um eine Stadt, es geht um Angst: „Was, wenn uns nichts mehr heilig ist?“ Fest steht für ihn: Hier wird diese Angst …
Der Magritte-Moment: Da steht der Ich-Erzähler auf dem Balkon einer gegenüberliegenden Wohnung und sieht im Bad seiner Freundin („vollendete Frau“, „wandelndes Berlinklischee“) einen Typen, der seine (!) Zahnbürste benutzt. „Der Typ sah von hinten sogar aus wie ich!“ Eine Ent-Täuschung, …
Joseph Felix Ernst, Preisträger von 2011, und Maren Kames im Biergarten:
J: Du hast Lyrik eingereicht?
M: Ja, aus Versehen.
J: Wie kommts?
M: Ich bin in Hildesheim immer kürzer geworden.…
LB: Und, welche Texte sind Deine Favoriten nach dem ersten Tag?
EP: Kenah Cusanit fand’ ich gut, ich mag solch ausgetüftelte, dichte Prosa. Jens Eisel hat einen guten Text gelesen, aber vielleicht ist der inhaltlich ein bisschen dünne. Über Paula …
Sie schlägt Räder und macht Handstand, ist nicht festzulegen oder zu halten, auch nicht von ihm, dem Fotografen: Am ersten Urlaubstag lässt sie ihn einfach stehen. Ihr ist alles Spiel und (Selbst-)Inszenierung, quecksilbrig verleiht sie den Dingen neue Funktionen. Er, …
Christian Preußers Stimme überschlägt sich. Er liest, ohne aufzuschauen, ohne Pause, ohne zu atmen. Was bis zum Publikum durchdringt:
Heruntergezogene Hosen, in erster Linie. Dann: Peinliche Bilder im Internet. Nordseeurlaub. Gruppendynamik, Verbrüderung und Männergehabe. Pornos. Jeder lacht sein Lachen. Spaß …
Der Vater Fraktalforscher, fort oder tot, das Ich im Text auf seinen Spuren, Notizen ordnend und sich ziellos treiben lassend, wie nebenbei den „vertrauten Körper der Anderen … durch einen beliebigen Frauenkörper“ ersetzend. Anfangs wirkt hier alles gleichwertig: die Erlebnisse …
Ich beginne ganz klassisch mit einem Willkommensgedicht.
Verena Fiebiger eröffnet ihre Lesung mit einem kurzen Prolog. Ihre Stimme ist sicher, fast singend bahnt sie sich ihren Weg durch die Zeilen und stellt jede auf ein Podest, einen Denkmalsockel. Sie schaut …
Lassen wir’s hier einmal o-tönen. Autorin Janin Wölke und Lektorin Julia Graf im Wechsel:
…weil man hier geboren wurde/muss man diese stadt verstehen / ihr immer den schorf abkratzen/in die wunden ficken / oder nach hause fahren/und /
Schau, dein Schrank ist schon eingeräumt, übersichtlich, stimmts?
Marcel, der Protagonist in „satt“, ist alles andere als übersichtlich. Er ist stark übergewichtig, aber nicht nur den eigenen Körper, sondern auch sein Leben überblickt er nicht. Es ist von seiner Mutter …
„Ich höre“, sagt das lyrische Ich: Tau von den Simsen, den Flusslauf vor dem Haus der Eltern, „das kleine Geräusch das deine / Zunge beim Aufwachen in der Mundhöhle / macht“. Atmosphärische Kindheitserinnerungen – und darin eingeschlossen, ganz nebenbei, ein …
Ich sitze auf einer cremefarbenen Ledersitzbank und beobachte, wie die Blasen in meinem Champagnerglas von den Erschütterungen des Busses aus der Bahn gelenkt werden.
Eine Zugfahrt unter Journalisten. Drinnen Champagner, draußen verkohlte Baumstümpfe, dazwischen getönte Scheiben. Ein Blick nach draußen …
Die Buchhandlung Hugendubel meldet gute Verkäufe, besonders für die Lyriktitel der gestrigen Abendveranstaltung Der Open Mike und die Folgen. Das freut!…
„Samir wettet“, und zwar auf alles: „Boxkämpfe, Pferderennen und Fußballspiele“. Er ist ein Grund- und Heimatloser – ein Kriegsflüchtling, der Sarajevo noch nicht vergessen und in Hamburg noch nicht Fuß gefasst hat. Ein Hund, Fallen Angel, gewinnt ihm (wohl) die …