Die Kandidat*innen des 26. open mike | Heute: Christian Hödl & Caren Jeß

Christian Hödl & Caren Jeß

Christian Hödl

Christian Hödl

Christian Hödl, geboren 1994, wuchs in einem Dorf in Oberbayern auf. Er studierte Dokumentarfilm an der Filmhochschule in München und reiste für politische Reportagen unter anderem nach Russland und Südafrika. Sein Abschlussfilm FAME über Jugendliche aus der Provinz und deren Sehnsucht nach Ruhm durch eine Casting-Show war fiktional und wurde im Rahmen der Hofer Filmtage 2018 uraufgeführt. Er ist Stipendiat des Schreibhains Berlin und studiert seit Oktober 2018 am Deutschen Literaturinstitut Leipzig.

Wann schreibst Du am liebsten?
Ohne Vorsatz, zufällig vor einem Textverarbeitungsprogramm gestrandet.

Wer liest Deine Texte zuerst?
Wer zuerst danach fragt, mein Vertrauen hat.

Was bedeutet Literatur für Dich?
Suchen, versuchen.

Was wäre, wenn Dir jemand die Möglichkeit zum Schreiben wegnähme?
Das Ende der Kunst- und Redefreiheit. Das dürfen wir nicht zulassen.

Was erfüllt Dich mit Hoffnung?
Geschichten, manchmal auch hoffnungslose.

Was würdest Du anders machen, wenn du wüsstest, dass Dich niemand beurteilt?
Melodrama.

Dein gegenwärtiger Geisteszustand?
Auszuhalten.

Erster Satz Deines open mike-Textes?
Wir fahren den Highway entlang, an einem Vorort mit flachen Häusern vorbei.

Dein aktueller Buchtipp und warum?
Mary Miller, The Last Days of California -> USA. Eine Familie fundamentaler Christen reist dem Weltuntergang entgegen. Die junge Erzählerin entwächst dieser Anordnung Tag für Tag mehr und bleibt doch ganz fester Teil davon.

Schick uns ein Bild von Deinem Lieblingsarbeitsplatz und schreibe etwas dazu.

Arbeitsplatz von Christian Hödl

Transit: Kinderzimmer.

Christian Hödl wurde ausgewählt von Jan Valk.

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Caren Jeß

Caren Jeß

Caren Jeß, geboren 1985, schreibt Dramatik und Prosa. Mit ihrer »Ballade von Schloss Blutenburg« schlägt sie die Brücke ins lyrische Feld. Sie studierte Neuere deutsche Literatur, Musik und Schauspiel. 2017 gewann sie mit »Deine Mutter oder Der Schrei der Möwe« den 3. Platz des Osnabrücker Dramatikerpreises. 2018 erhielt sie für ihr Stück »Bookpink« den Münchner Förderpreis für deutschsprachige Dramatik (Residency). Gegenwärtig ist sie nominiert für den Retzhofer Dramapreis 2019. Sie arbeitet an einem Roman.

Wann schreibst Du am liebsten?
Das ändert sich von Zeit zu Zeit.

Wer liest Deine Texte zuerst?
Meistens Jonathan. Oft auch Eva. Oder Johannes.

Was bedeutet Literatur für Dich?
Oh

Was wäre, wenn Dir jemand die Möglichkeit zu Schreiben wegnähme?
Keine Ahnung – die Frage ist mir zu fatalistisch.

Was erfüllt Dich mit Hoffnung?
Die Neugierde von Kindern.

Was würdest Du anders machen, wenn du wüsstest, dass Dich niemand beurteilt?
Das kann ich mir nicht vorstellen. Menschen urteilen, ob sie wollen oder nicht.

Dein gegenwärtiger Geisteszustand?
Ach, ganz gut.

Erster Vers Deines open mike-Textes?
Neulich nachts auf Schloss Blutenburg

Schick uns ein Bild von Deinem Lieblingsarbeitsplatz und schreibe etwas dazu.

Arbeitsplatz von Caren Jeß

Schreibtisch, Nussbaum, 60er

Ich bin aufgewachsen in einem großen Bauernhaus zusammen mit meinen Brüdern, meinen Eltern und Großeltern. Außerdem mit zahlreichen Möbeln und sonstigem Kram aus unterschiedlichen Generationen. Einiges davon nahm ich mit nach Berlin. Das meiste aber landete auf dem Dachboden, den meine Mutter den Dachboden der unerschöpflichen Möglichkeiten nannte, bis mein Vater ihn radikal ausmistete. Da hing Kunstschmuck aus verrosteten Würstchendosen, es quollen Haushaltsgegenstände, deren Gebrauch mir unerklärlich war, aus bunten Kisten, eine defekte Duschbrause hing von der Decke, unförmig Getöpfertes war in Schränke gepfercht, etwa singende (schreiende) Weihnachtsengel (Monster) und es lag Staub auf zersprungenen Sektgläsern, auf Puppenköpfen, auf Schlittschuhen mit schiefen Kufen, ein toter Maulwurf schwamm in einem Einmachglas voll Ethanol.

Caren Jeß wurde ausgewählt von Ulf Stolterfoht.

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