Man merkt, dass dieser Text ein Auszug aus einem Roman ist. Es werden viele Spuren gelegt, die nicht weiterverfolgt werden, und hinter den Figuren stehen komplexe Hintergründe, eine Vergangenheit. Alexander und Paul sind Fotografen. Beide haben in Kriesengebieten gearbeitet und während Paul immer noch in Afghanistan ist, ist Alexander jetzt an der Kunsthochschule. An seiner Bürotür steht „Künstlerische Vizeassistenz“, die Art Berufsbezeichnung, „die man verpasst bekommt, wenn die Welt dir sagen will, dass sie dich nicht wirklich braucht“, aber hey, „man wächst mit seinen Aufgaben“. Es ist genau dieser lässige Tonfall, der alles im Nachhinein noch einmal ironisch kommentieren muss und der so nervt an diesem Text:
Paul und ich waren gemeinsam am Gymnasium und haben später an derselben Fachhochschule Fotografie studiert, so sagen wir das, und ein bisschen stimmt das auch.
Es ist ein Text über den Kunstbetrieb, über die Zweifel und Nöte eines Fotografen, der seiner Studenten überdrüssig ist, weil diese langweilige Kunst machen („mehrere Nuancen von Weiß“) und auf Partys über Adorno reden. Dieses Kunststudentenmillieu ist so klischeehaft beschrieben, dass auch die manchmal etwas ausgefallene Wortwahl nicht viel retten kann. Weil dann gleich wieder so was kommt:
Lothars höchstes Ziel ist die nächste Art Fair, seine radikalste Forderung an die Welt ein Biosiegel. Die Barbourjacke trägt er mit Palästinensertuch, sein Haar undone.
Sich über Biosiegelverehrer lustig zu machen erfordert mittlerweile nur noch Gratismut, das ist doch schon längst durch. Wenn der Roman sich mehr auf die eigentlich interessante, weil ambivalente und von Neid geprägte Freundschaft zwischen Paul und Alexander konzentriert und dafür das ironische Kunstgeplänkel weglässt, kann man sich auf etwas freuen.