Mit welchen Erwartungen sind Sie an die open mike-Texte herangegangen?
Sehr gespannt, sehr neugierig und auch etwas beklommen hinsichtlich des Textbergs. Gewünscht habe ich mir Texte, die überraschen.
Welche Kriterien haben Sie an die Texte angelegt – waren es dieselben, die Sie bei Ihrer Auswahl im Verlag anlegen?
Ein eigener Ton, ein interessantes, ungewöhnliches Thema – oder ein bekanntes Thema anders erzählt. Sprachliche Durchdringung, Mut und Eigensinn. Oder zumindest Ansätze davon. Im Grunde ist es das, worauf man auch in der täglichen Verlagsarbeit achtet. Manchmal fiel es mir nicht so leicht, zwischen dem Performativen, dem In-sich-abgeschlossenen mit klarem kurzen Bogen und den Texten zu entscheiden, die auf die größere Strecke angelegt waren. Es ist aber sicher kein Zufall, dass es zwei Romanauszüge in meine Endauswahl geschafft haben.
Was war bei der Lektüre der Manuskripte die größte Überraschung für Sie?
Dass »Pumpgun« ein phonetisch bestechendes Wort ist, dass man eine Skater-Geschichte mithilfe alter Mythen und Topoi völlig neu erzählen kann, und wie das mutige Aushalten eines einzigen Moments klingt. Darüber hinaus: Wie viele junge Autoren und Autorinnen ein Faible für asiatische Bars haben und, ganz ehrlich, wie unterschiedlich die Textansätze und mitunter auch die Qualität waren.
Sandra Heinrici, geboren 1981, studierte Vergleichende Literaturwissenschaft, Romanistik und Medienwissenschaften in Bonn und Aix-en-Provence. Nach Tätigkeiten am Theater Bonn ging sie 2008 als Lektorin zu Kiepenheuer & Witsch. Im Januar 2015 übernahm sie dort die Lektoratsleitung für deutschsprachige Belletristik.
Für den 23. open mike hat Sandra Heinrici ausgewählt: Anja Braunwieser, Felix Kracke & Hakan Tezkan