so viel ist sicher: in der Zukunft sind alle Knoten gelöst, alles
ist gut; was du zum Leben brauchst, kommt über die Luft, die
einzige Anforderung lautet: genießen; sich nicht alles merken
zu können war gestern, nimm dein externes Gedächtnis,
rüberziehen, fertig; die Kunst und die Werbung verwenden nur
noch Bewusstseinsclips, die senden sie kabellos in dein
Gehirn; die Technologie ermöglicht: Roboter bauen Roboter
nach ihren Vorstellungen, die haben dich längst als
unökonomisch enttarnt; du kriegst einen Streichelanzug, der
ersetzt alle Nähe und dann wirst du in eine Ecke gelegt;
Neugeborene sind Nachfüllpackungen, auf Tote gibt’s Pfand;
das Bewusstsein wird zum halborganischen
Glücksautomaten, alles ist durch systematische Euphorie
optimiert – der innere Weltuntergang; es ist die Gesellschaft,
die sich dazu entscheidet, die letzte zu sein; ein großer
Maschinenpark bleibt auf der Erde zurück, parallel zur Natur
wie ein technischer Wald, der läuft und funktioniert, ohne dass
noch jemand blöde Zwischenfragen stellt.
Simon Kalus wurde 1983 in München geboren. Brotarbeitet diverses. Reist um die Welt. Schreibt Prosa. Publiziert in Untergrundorganen und dem Radio. Mitbegründet die Lesebühne Größer als Godzilla in Leipzig. Studiert am Deutschen Literaturinstitut.