Kathrin Bachs Texte sind plastisch, sie haben Konsistenzen, Formen, Aggregatzustände, die sich von Vers zu Vers verändern. „Körper, Haus, Welt in einer Metamorphose“, nennt es Lektor Hans Jürgen Balmes, „Körper, Haus, Welt, die sich auseinanderschachteln, ineinanderschachteln, auseinanderfalten, ineinanderfalten“.
„ich habe aus deinen augen teigtaschen geformt / die augäpfel eingebacken in einen dünnen teig / der während du hier liegst abkühlt / ich habe das gebäck durch eine dünne naht / von dir abgestreut eine linie minze / ist dort wo deine wimpern sein müssten / dunkler span den darf ich nicht verwischen / auch nicht mit der zunge mit der ich / deinen teig zu roher masse zurück lecke“
Die Hände als zentrales Motiv scheinen die Gedichte in diesem Zyklus zu verbinden, sie sind Treppen und Hügel, sie kneten Teig und Worte, formen Kugeln, und „zu meinen händen gehören / fingergelenke meiner fäuste / oder auch die ausgestreckten kuppen / wie schaschlikspieße in dächer gerammt“.
Dalihaft-surreal ist das, was Kathrin Bach hier vorträgt, wie sie über Küsse und Gewitter und Marktplätze schreibt, mit dieser „Dynamik, die die Welt umdreht“ (Balmes). An manchen Stellen mag die Verdrehtheit in sich nicht ganz schlüssig sein, aber Bach liest mit einer solchen Selbstverständlichkeit, dass man in den anerkennenden Applaus gern einstimmt.
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Leseprobe: Kathrin Bach; Gedichte
zäune
die zäune zwischen denen ich laufe sind schultern
meine schmalen schultern in die länge gezogen
ich gehe durch die straßen und meine sohlen
nehmen den asphalt auf
feldwege wachsen kniehoch
und die kruste unter meinen nägeln setzt teig an
als hätte sich um meine haut ein belag geschlagen der klebt
der klebt und erschwert
mich und die häuser die hallen zu trennen wie ein ei
und auch der himmel kommt nicht los von dieser gegend
ragt wie ein ast in die stadt hinein als wolle der ast
zum spaten werden und in die erde rein
wie meine hände jeder einzelne finger