Der Titel Gereimtheiten und Ungereimtheiten ist wörtlich zu nehmen, denn genau so sind die Gedichte von Hans Schimmerohn: gereimt und ungereimt. Auf den ersten Blick ist keine deutliche thematische oder konzeptuelle Klammer zu erkennen. Die Motive sind zunächst alltägliche und gleiten dann häufig ins Surreale. Manchmal gibt es ein Du, zu dem das lyrische Ich eine Beziehung hat.
Wenn der Wind am Horizont den Staub zu Wolken türmt
Dann werde ich sehen, wie in ihnen eine Silhouette erscheint
Auf mich zugeht
Mich grüßt
Dieser Bote wird mir die Hand auf die Schulter legen
Und mir versichern, dass Du
in der Ferne
unter den Krokodilen
den Sternen
und dem Gold
Manchmal an mich denkst
Es herrscht ein eher humorvoller, leichter Ton, ein poetisches Schweifen, in dem klassische lyrische Themen wie Liebe, Tod, Natur anklingen, aber kein Thema, kein Motiv wird besonders fokussiert. Die Gedichte haben eine bildliche und klangliche Kohärenz, sind in ihren Motiven und Anklängen zugänglich. Man kann ihnen gut zuhören.
Sie wirken aber auch ein wenig old school, weniger wegen der Reime, eher durch die Art der Zusammenstellung von Einzelgedichten, die Allgemeinheit der Themen und den Gestus der lyrischen Besinnung. Man kann sie dadurch als ästhetischen Gegenpol zu unserer Gegenwart und ihren gesellschaftlichen Spannungen entsprechenden inhaltlich und stilistisch schärferen Konzeptionen sehen. Man könnte aber auch fragen, ob diesen Texten nicht manchmal etwas ästhetisches Störungspotenzial fehlt.
Stimmig und durchaus bewegt ist die Vortragsweise des Autors. Seinem klassischeren Konzept entsprechend trägt Hans Schimmerohn im Anzug vor und verleiht seinen Versen ein sehr spezifisches Tempo und Pathos. Man merkt, dass er die Intonation bis hin zur Lautstärke einzelner Worte vorbereitet hat – denn auch Art des Vortrags und Betonung der Zeilen sind relevant.