Hans Schimmerohn: Gereimtheiten und Ungereimtheiten 

© Natalia Reich

Der Titel Gereimtheiten und Ungereimtheiten ist wörtlich zu nehmen, denn genau so sind die Gedichte von Hans Schimmerohn: gereimt und ungereimt. Auf den ersten Blick ist keine deutliche thematische oder konzeptuelle Klammer zu erkennen. Die Motive sind zunächst alltägliche und gleiten dann häufig ins Surreale. Manchmal gibt es ein Du, zu dem das lyrische Ich eine Beziehung hat.

Wenn der Wind am Horizont den Staub zu Wolken türmt

Dann werde ich sehen, wie in ihnen eine Silhouette erscheint

Auf mich zugeht

Mich grüßt

Dieser Bote wird mir die Hand auf die Schulter legen

Und mir versichern, dass Du

in der Ferne

unter den Krokodilen

den Sternen

und dem Gold

Manchmal an mich denkst

Es herrscht ein eher humorvoller, leichter Ton, ein poetisches Schweifen, in dem klassische lyrische Themen wie Liebe, Tod, Natur anklingen, aber kein Thema, kein Motiv wird besonders fokussiert. Die Gedichte haben eine bildliche und klangliche Kohärenz, sind in ihren Motiven und Anklängen zugänglich. Man kann ihnen gut zuhören.

Sie wirken aber auch ein wenig old school, weniger wegen der Reime, eher durch die Art der Zusammenstellung von Einzelgedichten, die Allgemeinheit der Themen und den Gestus der lyrischen Besinnung. Man kann sie dadurch als ästhetischen Gegenpol zu unserer Gegenwart und ihren gesellschaftlichen Spannungen entsprechenden inhaltlich und stilistisch schärferen Konzeptionen sehen. Man könnte aber auch fragen, ob diesen Texten nicht manchmal etwas ästhetisches Störungspotenzial fehlt.

Stimmig und durchaus bewegt ist die Vortragsweise des Autors. Seinem klassischeren Konzept entsprechend trägt Hans Schimmerohn im Anzug vor und verleiht seinen Versen ein sehr spezifisches Tempo und Pathos. Man merkt, dass er die Intonation bis hin zur Lautstärke einzelner Worte vorbereitet hat – denn auch Art des Vortrags und Betonung der Zeilen sind relevant.

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