Greta Maria Pichler nahm 2022 mit dem Text »Salzwasser« am 30. open mike teil und gewann einen der Hauptpreise. Vor Kurzem erschien ihr gleichnamiges Debüt Salzwasser bei Rohstoff im Verlag Matthes und Seitz. Wir haben Greta ein paar Fragen dazu gestellt.
Vorschautext
Salzwasser ist Meer, ist Träne, ist Schweiß und entzündungshemmend, ist Gemisch, eine Lösung – und was ist mit dem Wind? Greta Maria Pichler schiebt ihn in ihrem soghaft-berauschenden Lyrikdebüt ins Bild, vor allem auch in die Sprache, wo er sich sammelt und verfängt in deren nassem Untergrund, den er sodann bewegt, zum Wellen bringt und dessen Spiegel er ansteigen lässt, bis schließlich alles kippt und kentert. Das, was vormals in klar gezeichneten Bahnen und Konturen lag, brandet dabei plötzlich an, schlägt Schaum, zerfließt. Zwischen Ebbe und Flut, Flaute und Orkan, zwischen Fachsprache und dem, was wie Strandgut angespült wird, beginnt so ein Ringen mit und auf dem Wasser um Orientierung in der flüssigen Moderne, aber »noch bin ich hier, am strand, am ufer, am beckenrand vom zentrum des geschehens«, hier, wo Fragen nach dem Klima und seinen Auswirkungen, nach Grenzen und Beständigkeit, nach Austausch und Veränderung gleich Salz und Wasser kaum voneinander zu trennen sind.
Was schoss dir durch den Kopf, als du dein Debüt zum ersten Mal in den Händen gehalten hast?
Große Freude!!
Wie ist die Idee zu deinem ersten Buch entstanden?
Dem Text sind ein paar kleine Veränderungen vorausgegangen: ein Ortswechsel, eine Zeit des Nichtschreibens und die Konzentration auf eine körperliche Arbeit. Dabei hat sich einiges angesammelt, abgesetzt. Der Anfang des Textes oder eine erste Idee davon war dann die Formulierung dessen, was plötzlich vorlag oder zurückgeblieben ist. Ausgangspunkt war also die Auseinandersetzung mit dem, was eine Veränderung mit sich brachte, ein Einlassen darauf, mein Einlassen darauf.
Wie nimmst du rückblickend die Zeit zwischen deiner Teilnahme am open mike und der Veröffentlichung deines Debüts wahr?
Es sind genau 2 Jahre vergangen zwischen dem open mike und dem Erscheinen von Salzwasser. Ich habe mich in dieser Zeit intensiv mit diesem Text befasst, mit der Recherche und mit dem Schreiben. Das, was ich beim open mike gelesen habe, ist gewachsen, hat sich verändert, wurde neu sortiert und ist zu dem Buch geworden, das jetzt vorliegt.
Was gefällt dir am besten am Schreiben?
Die besonderen Umwege, die sich ergeben.
Und was findest du am unangenehmsten?
Manchmal passt etwas am Text einfach nicht und das Problem lässt sich weder benennen noch verorten. Eine Lösung dafür zu suchen, ist fesselnd, aber/und unangenehm.
Welche anderen Künstler*innen prägen dein Schreiben?
Neben einigen Autor*innen, deren Bücher mich beeindrucken, und Künstler*innen, deren Arbeiten mich berühren, prägen mein Schreiben vermutlich am meisten jene Menschen, denen ich in den letzten Jahren begegnet bin und mit denen ich an Texten arbeiten durfte: meine schreibenden Freund*innen und die Lehrenden am Institut für Sprachkunst – ihnen verdanke ich viel. <3
Welche Songs würde man auf dem Soundtrack zu deinem Debüt finden?
Schwierige Frage, Musik spielt in meinem Schreiben keine so große Rolle. Wenn es in den Schreibpausen zu still ist, höre ich laut italienische Popsongs.
Vielen Dank für deine Antworten.
Greta Maria Pichler, 1996 in Bozen (IT) geboren, studierte Philosophie an der Universität Wien und Sprachkunst an der Universität für angewandte Kunst Wien. Sie war Mitherausgeberin der JENNY. Texte von ihr wurden in Literaturzeitschriften, Anthologien und im Radio veröffentlicht.