Schüttelt die müden Beine aus und holt die Tanzschuhe raus, dieses Jahr öffnen wir die Tore zur Hausparty! Damit ihr wisst, wer euch dann empfängt, haben wir unsere Highlights der Playlist mal notiert und gleich noch hinzugefügt, warum die Songs für uns unbedingt gespielt werden müssen. Mal sehen, ob wir es dann noch schaffen, die Bude vor dem open mike wieder aufzuräumen, aber eins ist sicher: Ihr findet uns am Samstag hinten rechts in der Ecke des Heimathafens.
Marlene
Ja, I know, es ist mittlerweile schon fast ein Klischee diesen einen Song von Natasha Bedingfield zu hören, aber »Unwritten« verbinde ich mit sehr viel: mit dem Ankommen in Berlin vor fünf Jahren, mit dem Grölen und Tanzen in meiner WG-Küche während der Corona-Lockdowns, mit meinen Friends, aber auch mit dem ständigen Weitermachen in diesen seltsamen 20ern, komme, was wolle.
Meinen Bachelor in Deutsche Literatur und Gender Studies habe ich mit einer Bachelorarbeit zum Thema »Zitierte Männlichkeit – Geschlechtermuster in Friedrich Schillers Die Räuber« abgeschlossen. Natürlich musste ich dazu wieder »Männer« von Herbert Grönemeyer rausholen und immer vor und nach den Bib-Zeiten zur Motivation hören. Seitdem kann ich das Lied nochmal auf einem anderen Level auswendig – meine ständige Auseinandersetzung mit Männlichkeit ist und bleibt ein großes Interessengebiet, sei es in Büchern, im wissenschaftlichen Rahmen oder generell.
Dieses Semester habe ich meinen Master in Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation an der Universität der Künste Berlin begonnen. »Zauberstaub« hat mich Mitte des Jahres durch die fordernde Zeit der Aufnahmeprüfung getragen – Fuffifufzich ist seitdem immer und laut auf meinen Ohren und dazu auch noch oft in Dauerschleife: BEVOR DU GEHST, GIB MIR DEN ZAUBERSTAUB!
Emma
Dieses Lied hat mir meine französische Mitbewohnerin in Freiburg, wo ich Soziologie und Germanistik studiert habe, gezeigt. Wir haben in einer hippiesken 9er-WG gewohnt und oft zusammen auf dem Balkon gesessen, wo wir geraucht, uns Ponys geschnitten und Lieder von Pomme gehört haben, die sie mir Wort für Wort übersetzt hat.
Vor zweieinhalb Jahren bin ich auf gut Glück nach Berlin gezogen, ein halbes Jahr bevor ich wusste, ob ich für den Master, den ich studieren wollte, überhaupt angenommen werde. Ich kannte kaum jemanden und habe abgeschottet in einer Zwischenmiete in Lichterfelde meine Bachelorarbeit geschrieben und zwischendurch Ikea-Möbel aufgebaut. Dabei habe ich Porridge Radio gehört. Mit dem Master hat es geklappt – ich bin nun in den Endzügen meines Studiums der Angewandten Literaturwissenschaft in der FU.
Wenn ich schreibe (zum Beispiel Literaturkritiken für die taz oder die Zeit), kann ich meistens keine Musik in Sprachen hören, die ich verstehe, weil es mich sofort ablenkt. Ganz ohne Musik geht es aber auch nicht, deshalb habe ich eine Playlist mit Liedern in mir fremden Sprachen.
Franzi
Gefühlt hat mit Rory Gilmore die Obsession von Leselisten für mich angefangen. Ich sammele immer noch zahlreiche Screenshots von verschiedensten Jahren auf meinem Handy, in denen ich nach einem Gilmore Girls-Marathon wieder ein Buch unbedingt lesen will. Der Song läuft in der Buchhandlung, in der ich arbeite, immer genau dann, wenn ich wieder ein Buch mitnehmen will und eigentlich schon genug auf meinem SuB einstaubt.
Der Song erinnert mich sehr an meine ersten Jahre in Berlin. Ich habe mein Masterstudium in Allgemeiner und Vergleichender Literaturwissenschaften letztes Jahr endlich abgeschlossen und arbeite seitdem im Marketingbüro der Buchhandlung BUCHBOX. Ob vor einer Lesung, nach einem langen Tag im Büro, oder zwischendurch, Charli hebt immer meine Laune.
Dieses Jahr habe ich Taeko Onuki für mich entdeckt und höre meistens auf dem Heimweg das ganze Album rauf und runter. Schnapp dir das nächste greifbare Murakami-Buch und probier’s mal aus. Ich verspreche dir, es ist eine komplett neue Leseerfahrung 🙂
Ameena
Ich lese in der Berliner U-Bahn, konzentriere mich aufgrund der Unterrepräsentation von marginalisierten Menschen in der Literatur auf deutsche Schwarze Autor*innen, hebe BIPoC-Autor*innen hervor und lese überwiegend afrikanische-queere-feministische Lektüre. In Berlin leite ich einen BIPoC-Buchclub, in dem gemeinsam deutschsprachige wie englischsprachige Bücher machtkritisch hinterfragt und besprochen werden.
Juliane
Da ich in einer brandenburgischen Kleinstadt aufgewachsen bin – manche würden sie »Dorf« nennen –, steht relativ am Anfang meiner Biografie der Song »Kling Klang« von Keimzeit. Dazu Bier vom Fass (mochte ich noch nie), Spanferkel am Spieß (mag ich nicht mehr) und ein flotter Discofox auf improvisierter Tanzfläche (lieb ich immer noch), und fertig ist das Dorffest aka Highlight des Jahres.
2010 ging es für mich zum ersten Mal so richtig weg von zu Hause – zum Bachelorstudium nach Jena. Neben der Germanistik und Kommunikationswissenschaft beschäftigte mich vor allem das dortige Partyleben. Marek Hemmann war damals der Shit, wenn es um Elektromusik aus Thüringen ging. Umso größer meine Augen, als er plötzlich im tegut …, wo ich als Kassiererin jobbte, vor mir stand, um seinen Einkauf zu bezahlen.
Nach einem Zwischenstopp in Göttingen ging’s 2015 weiter nach Berlin zum Master der Angewandten Literaturwissenschaft an der FU. Hier nahm ich mit einer neu gewonnenen Freundin nicht nur die Leitung des Studiengangsblog Litaffin mit, sondern auch noch die letzten Indie-Partys im Rosi’s. Nach der Schließung 2018 blieben uns nur noch unsere WG-Zimmer, um lautstark »Books From Boxes« in Dauerschleife mitzuträllern.
Stefan
Ich bin dann wohl für den Alternative Floor zuständig – challenge accepted! Okay, da ist schon mal raus, dass ich hier wohl der Älteste in der Runde bin. Sowohl Hausparty als auch den Alternative Floor verbinde ich komplett mit meinen früher 20ern, wir sind also Mitte der 2000er-Jahre und in den Studi-Clubs von Aachen, wo ich Literaturgeschichte, Soziologie und Politische Wissenschaften studiert habe. »New Noise« von Refused ist dann auch erstmal der Klassiker des 1990er-2000er-Alternative-Floors überhaupt, wenn wir Rage Against The Machine mal kurz vergessen. Aber The Shape of Punk to Come war vielleicht auch das meistgehörte Album meiner Jugend, da muss es einfach hier Refused sein. Kein Wunder, denn ich komme aus einem kleinen Loch mitten im Rheinland, wo »Glaube, Sitte, Heimat« an jeder Wand der Schützenhütten steht und die Musik der beste Weg war, schon früh innerlich abzuhauen.
Teenage Angst hat sich dann für mich aber doch noch weiter gezogen als nur durch die Jugend, auch nach meinem Einstieg in die Verlagswelt in Göttingen mit Mitte/Ende 20 war da noch einiges von übrig. Kaum eine Band fängt dieses Gefühl für mich besser ein als die Get Up Kids, die natürlich auf keiner Hausparty fehlen dürfen. »Ten Minutes« hat alle Gefühle drin, die man so fühlen kann, und man kann alles auch wunderbar mitsingen, also los! Ganz nebenbei freue ich mich beim Hören jetzt auch schon darauf, dass die Band im Frühsommer nach Deutschland kommt und den 20. Geburtstag von Something to Write Home About feiern.
In Berlin und einige Jobstationen später ist dann alles etwas ruhiger geworden. Ich bin der Verlagswelt erhalten geblieben, gleichzeitig mit Juliane auf Poesierausch zum Blogger geworden und spiele nun auch schon seit einigen Jahren in verschiedenen Bands. Aktuell ist einer der Hauptbezüge beim eigenen Musikmachen Sonic Youth, eine Band, die ich viel zu spät kennen, aber dann auch heftig lieben gelernt habe. »Kool Thing« ist gleichzeitig partykompatibel und – was will man anderes sagen – einfach wahnsinnig cool. Genauso unterkühlt wie emotional, mitreißend wie abblockend, und hat damit den kompletten Sonic Youth-Vibe – auch immer noch irgendwie mit Teenage Angst dabei, das wird wohl immer meinen Musikgeschmack prägen.
Hier gibt’s noch mehr Partykracher auf der offiziellen open mike 2024-Playlist: