Kameliya Taneva und Franziska Teubert | Die Kandidat:innen des 32. open mike

Kameliya Taneva

© Julius Wiege

Wie kamst du darauf, dich beim 32. open mike zu bewerben? 

Ich hatte keinen guten Grund, es nicht zu versuchen. 

Erster Vers deines open mike-Textes? 

bei nebel ein zungenersatz auf dem rücken 

Wann und wo schreibst du am liebsten? 

Direkt nach dem Aufstehen mit dem ersten Kaffee, nachdem der Schlaf meinen Kopf etwas geordnet hat und der Tag das noch nicht rückgängig gemacht hat. 

Und was läuft dazu im Hintergrund? 

Meistens nichts. Ich lese mir das Geschriebene laut vor. 

Wer liest deine Texte zuerst? 

Meine Freund:innen und die Autor:innen aus der Literaturwerkstatt, an der ich teilnehme. 

Was bedeutet Literatur für dich? 

Eine kurze Antwort auf diese Frage zu formulieren, fällt mir schwer. 

Wie bereitest du dich auf deinen Auftritt vor? 

Gerade experimentiere ich etwas mit Pausen und Betonungen. Wenn ich halbwegs zufrieden bin, suche ich mir ein geduldiges Testpublikum. 

Worauf freust du dich am meisten, wenn du an das Wettbewerbswochenende denkst? 

Auf die Begegnungen mit Menschen und Texten und auf alles andere, was auf mich zukommen könnte. 

Dein aktueller Buchtipp und warum? 

Muttertask, Uljana Wolf: Ein kunstvoll konzipierter Gedichtband, in dem die einzelnen Teile auf eine sehr spannende Weise miteinander kommunizieren. 

Schick uns ein Bild von einem Ort oder Gegenstand, der dich zuletzt zum Schreiben animiert hat.

© Kameliya Taneva

Kameliya Taneva wurde 1989 in Bulgarien geboren und lebt aktuell in Köln. Sie arbeitet als Softwareentwicklerin und schreibt Lyrik. Seit 2021 ist sie Teilnehmerin der von Martina Weber geleiteten »Literaturwerkstatt in Darmstadt«. Kameliya Taneva wurde ausgewählt von Tim Holland.

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Franziska Teubert

© privat

Wie kamst du darauf, dich beim 32. open mike zu bewerben?

Der Text war eine Luftnummer in der Schreibtischschublade. Viel später gab es eine überarbeitete Fassung, vergangenen Frühling noch ein Prädikat getauscht, dann war damit genug und die Angelegenheit wollte raus. 

Erster Satz deines open mike-Textes?

In dem schönen Jahr 1631 saßen sich zwei Maler an einem langen Holztisch in einer Schenke gegenüber und schwiegen. 

Wann und wo schreibst du am liebsten?

Meistens an Tankstellen, Gleisschleifen, Parkplätzen, Abspannmasten: Hauptsache Schafgarbe bis auf den Mittelstreifen raus, Orten ohne Interferenzen also. Wie der große Ausrangierte Fauser folgerichtig meinte: Am Arsch der Welt ließen sich genauso Rückschlüsse über ihre Beschaffenheit ziehen wie vom Venushügel. 

Und was läuft dazu im Hintergrund?

Am besten gar nichts oder: Der RE4 nach Bützow fährt heute von Gleis drei. 

Wer liest deine Texte zuerst?

Um die zwei Personen oder so zwei bis drei Paar Augen mindestens. 

Was bedeutet Literatur für dich?

Wenn einer was liest, weiß er vielleicht wieder, warum er den einen oder anderen wählt und der Wasserdost dabei wohl auch sehr schön stand, wenn einer was schreibt, hat er was mitgekriegt, noch ohne Zusammenhang aber zwischen so einer Wahl und dem Wasserdost an diesem oder jenem Nachmittag, bloß der Ansicht, dass er wichtig wäre und mehr oder weniger unnachgiebig wird der dann wahlweise Auswurf, Spleen oder Drecksverband. 

Wie bereitest du dich auf deinen Auftritt vor?

Vorneweg Handbremse und Märchenton raus, nächstens gelesen unter wohl schlechten Umständen, also Stalinbauten, pisswarmer Vormittag, schon vormittags hält es da keiner mehr aus, Müllabfuhr fährt in Rosenbüsche, Baustelle, Hund bellt, am Nachbartisch sagt einer: Und was machst du für Lohnarbeit?, und der andere sagt: So eben keine, grad bei 13 Minuten 26. Danach im U-Bahnhof ordentlich flaschegrün im Gesicht, aber nun wird es wohl gehen. 

Worauf freust du dich am meisten, wenn du an das Wettbewerbswochenende denkst?

Überhaupt auf so einer Bühne lesen zu dürfen und die Texte der anderen zu hören ist für mich ein großer Gewinn. 

Dein aktueller Buchtipp und warum?

Ernst Toller wegen seiner Anliegen und die Ingrid Babendererde von Johnson, zu der die Bundesrepublik 1985 beschied, dass da ein bisschen viel versonnen auf Seen geblickt würde von welchen, die da so stolz wären auf ihre schöne Wortkargheit und dabei fortlaufend goldrichtig handelten. Frag ich mich, was daran falsch sein soll.

Schick uns ein Bild von einem Ort oder Gegenstand, der dich zuletzt zum Schreiben animiert hat.

© Franziska Teubert

Franziska Teubert, geboren 1992 in Dresden, ist Literaturwissenschaftlerin und freischaffende Lektorin und Autorin. Promoviert am Institut für deutsche Literatur der Humboldt-Universität zu Berlin zur Polyphonie weiblichen Schreibens an der Grenze von Reportage und Roman. Publikationen im Neuen Deutschland, in der Zeitschrift für Germanistik und auf der Online-Plattform Triakontameron. Schreibt literarischen Essay, Prosa, Rezensionen und Lyrik. Franziska Teubert wurde ausgewählt von Moritz Müller-Schwefe.

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