Kaleb Erdmann nahm 2021 mit seinem Text »Ohne Titel (graz text)« am 29. open mike teil. Vor Kurzem erschien nun sein Debütroman wir sind pioniere bei park x ullstein. Wir haben Kaleb ein paar Fragen dazu gestellt.
Vorschautext
Bruckner und seine Partnerin Vero suchen das richtige Beziehungsmodell, den richtigen Wohnort, den richtigen Job, den richtigen Wohnzimmerschrank, kurz: das richtige Leben. Seit mehr als zehn Jahren sind die beiden ein Paar, jetzt ist ein Baby unterwegs, auf das sich beide freuen. Und das sie zum Nachdenken bringt.
Während beide ihre Zweifel still mit sich verhandeln, bewegen sie sich räumlich in einer Zugodyssee aufeinander zu: Vero kommt aus Mannheim, wo sie sich von ihrer Langzeit-Affäre trennen wollte – jetzt, wo sie Mutter wird, muss sie schließlich Klarheit schaffen. Nur, warum fühlt sich danach alles noch verworrener an? Gleichzeitig schleppt Bruckner sich von Graz über München zurück nach Stuttgart und kämpft, vor allem nach dem Besuch bei alten Freunden und deren Baby, mit der Frage, wie sein Leben wohl aussähe, wenn er irgendwo anders abgebogen wäre.
Was schoss dir durch den Kopf, als du dein Debüt zum ersten Mal in den Händen gehalten hast?
Ich hab mich darüber gefreut, wie schön die Rutsche auf dem Cover glänzt.
Wie ist die Idee zu deinem ersten Buch entstanden?
Nachdem ich das erste Kapitel, noch als Kurzgeschichte, unter dem Titel »ohne titel (graz text)« beim open mike vorlesen durfte, wurde ich gefragt, ob es sich um einen längeren Text handeln würde – ich habe Ja gesagt und mich sofort an den Schreibtisch gesetzt.
Wie nimmst du rückblickend die Zeit zwischen deiner Teilnahme am open mike und der Veröffentlichung deines Debüts wahr?
Das war gleichzeitig eine stille und aufregende Zeit. Nachdem Anfang 2023 klar wurde, dass aus wir sind pioniere ein Buch werden würde, war erstmal noch eine lange Zeit des Wartens bis zum Erscheinungstermin im Februar 2024 angesagt. Ich habe viel gelesen und an einem zweiten Projekt geschrieben. Rückblickend ein schönes, erwartungsvolles Jahr.
Was gefällt dir am besten am Schreiben?
Das Gefühl, wenn man eine gute Seite geschrieben hat.
Und was findest du am unangenehmsten?
Das Gefühl, wenn man am nächsten Morgen nicht mehr damit zufrieden ist.
Welche anderen Künstler*innen prägen dein Schreiben?
Ich lasse mich stark von bildender Kunst beeinflussen. Wenn ich ins Museum gehe, ist das für mich wie ein Stück Ingwer zwischen zwei Stück Sushi – ich fühle mich neu ausgerichtet. Die Epoche ist dabei gar nicht so wichtig, ich mag Blinky Palermo, aber auch Matthias Grünewald.
Welche Songs würde man auf dem Soundtrack zu deinem Debüt finden?
Take one for the Team – Du Blonde
Für immer Punk – Die goldenen Zitronen
The skin of my yellow country teeth – Clap your hands say Yeah
Vielen Dank für deine Antworten.
Kaleb Erdmann, Jahrgang 1991, studierte Literarisches Schreiben am Deutschen Literaturinstitut Leipzig, sowie Politikwissenschaften und Politische Theorie in München und Frankfurt am Main. Er war Finalist des open mike und wurde für sein Theaterstück Unten für den Retzhofer Dramapreis nominiert. Auf den Spoken Word-Bühnen geschult schreibt er für verschiedene Fernseh- und Unterhaltungsformate. wir sind pioniere ist sein erster Roman. Kaleb Erdmann lebt und arbeitet in Düsseldorf.