Simon Schmidt: Wir wissen nichts

© Natalia Reich

Der letzte Block des 31. open mike startet mit Simon Schmidt und seinem Text Wir wissen nichts.

Wir wissen nichts beginnt mit einem Bild, das sich einbrennt: Die Familie beim Frühstück nach der Kirche. Das Schweigen, die eingeübten, leeren Sätze, wenn doch welche fallen. Und dann die Befreiung: ein Signal, das den Krieg beginnen lässt. Im Gegensatz zu vielen anderen Texten des diesjährigen Wettbewerbs geht es hier aber nicht um einen Krieg der Erwachsenen, sondern der Jugendlichen. Ein Spiel, bei dem die Brüder Sandro und Ulle nicht fehlen dürfen.

Ulle ist der Ich-Erzähler des Textes, Sandro sein ein paar Jahre älterer Bruder, der ihn in den Krieg mitnimmt. Eigentlich ist er zu jung, dafür aber umso mehr ergriffen vor Dankbarkeit und Bewunderung für die Älteren und deren mit erbittertem Ernst verkörperten Spiel.

Draußen wartete das Gefecht. Es war der Krieg der Heranwachsenden, der Mixbierkonsumenten und Tabakpioniere, der von Akne gezeichneten Jugendweihlinge, deren 72-Stunden-Deodorant selbst die Sonne gefrieren ließ. Grundschüler hatte es dort nie gegeben. Doch für mich galt die Ausnahme. 

Wir wissen nichts von Simon Schmidt seziert den Morgen des Krieges zwischen Frühstück und Mittagessen, in dem Jugendliche das Leben von Erwachsenen in ein Spiel überführen und damit ungewollt persiflieren. Es ist die Spannung zwischen Spießigkeit und fantasievollem Ausbruch, die den Text leben lässt. Die kleine Geschichte um Ulle und Sandro wirkt darin wie aus der Zeit gefallen und doch ganz gegenwärtig, da sie Erinnerungen an die Jugend anspricht. Dies gilt genauso für die unverhohlene Bewunderung, die Ulle seinem großen Bruder entgegenbringt.

Gleichzeitig spiegelt sich die Piefigkeit der Eltern auch ein wenig im Text, denn stilistisch ist der Text ebenfalls aus der Zeit gefallen. Das hat durchaus seinen Reiz, befindet sich aber immer auf der Grenze zum Altbackenen. Auf die kurze Strecke schafft es der Text aber, die Balance zu halten und nicht abzurutschen.

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