Und ich beginne eine Blume, Titel und Schlusssatz zugleich, von Nils Langhans ist voll gewaltiger Bildsprache. Gleich zu Beginn zeichnet der Autor ein eindrückliches Bild von einem Fliegenpilz-Kettenkarussell, das an Kindheit und Sommer erinnert, und lässt die Grenzen verschwimmen: zwischen Traum und Fiktion, Sprache und Trauer. Letztere ist das zentrale Thema des Textes, der geliebte Großvater stirbt und der Protagonist erinnert sich und versucht, durch das Schreiben die Leere der Trauer zu überwinden: »Ich sehne mich: nach dem Sehnen«.
in Höhlen eingesunken, geborgen: deinen Höhlen, Höhlen des Großvaters
Die Beschreibung des Hospiz, die Erinnerungen an die letzten gemeinsamen Momente sind rührend und auch die Überlegungen zu Identität, Generationen und Familie, die auftauchen, wenn ein Angehöriger stirbt, werden gekonnt vermittelt. »Meine Locken, die auch deine sind (waren)« – ein Satz, der nachwirkt.
Mein Schreiben ist dort, wo du nicht bist; mein Schreiben ist, wo niemand ist
Allerdings fällt es mitunter schwer, vollkommen in die Gefühlswelt des Protagonisten einzudringen. Der Text ist in seiner großen Sprachgewalt und Bildsprache doch etwas überladen. Ganze Sätze werden vermieden, Worte oftmals aneinandergereiht, zwischendurch wird der Text von einzelnen Passagen auf Englisch unterbrochen, was den Eindruck vermittelt, das Ich wollte sich hinter Worthülsen verstecken. Das Potenzial, berührend von Trauer zu erzählen, ist da, nur wird so viel mit Bildern um sich geworfen, dass der Text teilweise doch eher zum Kitsch neigt. Es werden viele Klammern geöffnet, aber nicht geschlossen – über den Zusammenhang von Traum und Fiktion hätte ich persönlich gerne mehr erfahren.