Auszug (noch ohne Titel)
Nach und nach füllt sich das Café mit jungen, gutaussehenden Menschen, die wahrscheinlich aus der Stadt kommen – man erkennt sie an ihrer „Blässe“ – und mit jedem Bier fällt es mir leichter, in die Gespräche mit Claude und Marie, mit seinen Freundinnen, die kommen und gehen, und auch völlig Fremden hinein- und wieder hinauszugleiten. Da ist nichts Schweres, keine unvermuteten Tiefen, nur Konversationen über das Wetter und den Moment, und eine Wärme, die uns alle verbindet. Immer wieder sehe ich aus dem Augenwinkel Claude, der herumschwirrt, jeden und jede hier zu kennen scheint, und wieder in der Menge verschwindet. Als ich schließlich nach draußen stolpere, für ein bisschen frische Luft, da ist es bereits dunkel geworden. In meinem Rücken höre ich jemanden lachen. Bevor ich mich umdrehen kann, legt Claude seine Hände auf meine Schultern, stützt sich auf, so als würde er abspringen wollen, und tänzelt dann um mich herum, die Arme ausgebreitet wie ein Flugzeug – ich bin ein Flugzeug, ruft er – bleibt plötzlich stehen und deutet mit den Zeigefingern in meine Richtung. Ich sollte etwas essen, sagt er. Du solltest auch etwas essen. Ja, sage ich, das sollte ich, und lache. Okay, sagt er, brillante Idee, schüttelt sich, ich hole Marie, und verschwindet wieder im Café.
Über der Straße sind Lichterketten aufgehängt, wie kalte, blaue Sterne, und vor den Bars sitzen die Menschen dicht an dicht auf Bänken oder stehen in Gruppen zusammen. Irgendjemand schreit: bloody fuck. Irgendwo geht ein Glas zu Bruch. Der Himmel ist grau, keine Sterne. Das Licht kann sie nicht erreichen. Neonlichter.
Als Claude wieder auftaucht, zieht er Marie hinter sich her, die noch irgendwem im Café etwas zuruft, der Person einen Handkuss zuwirft. Du bist ein Schatz, ruft sie. Was? sagt sie, und läuft noch einmal zurück. Maaarie, ruft Claude, schüttelt den Kopf, legt mir den Arm um die Schulter und macht sich ganz schwer, sodass ich ihn auffangen muss. Er lacht. Let’s go, ruft er, und Arm in Arm schwanken wir die Straße entlang, sodass Marie uns schließlich nachlaufen muss. Wartet, ruft sie, ihr Säufer. Dabei sind wir gar nicht so betrunken.