Tatjana von der Beek nahm 2015 mit ihrem Text »Sternkinder« am 23. open mike teil. Vor Kurzem erschien nun ihr Debüt Die Welt vor den Fenstern im ECCO Verlag. Wir haben Tatjana ein paar Fragen dazu gestellt.
Vorschautext
Abgeschieden von der Außenwelt lebt die junge Maia mit ihrer Familie in einem großen Haus im Wald, das niemand je verlässt. Das Familienleben folgt seiner ganz eigenen Logik – alle haben ihre Aufgaben und folgen einem strengen Regelwerk, das von der Geschichte ihrer Vorfahren und dem Wissen über Astronomie geleitet wird. Die Sterne geben den Familienmitgliedern Namen und bestimmen in ihrer Konstellation auch das Zusammenleben. Doch Maia genügen die Geschichten irgendwann nicht mehr. Ist die Welt da draußen wirklich so gefährlich, wie es ihr seit ihrer Geburt gesagt wurde? Als die Älteren sich immer sonderbarer verhalten, hinterfragt sie zunehmend die Grenzen des Hauses und der Geschichten …
Was schoss dir durch den Kopf, als du dein Debüt zum ersten Mal in den Händen gehalten hast?
Fertig.
Beschreibe dein Debüt in drei kurzen Sätzen.
In Die Welt vor den Fenstern lebt die junge Maia mit ihrer Familie abgeschieden in einem großen Haus im Wald, das niemand je verlässt. Die Sterne geben den Familienmitgliedern Namen und bestimmen in ihrer Konstellation auch das Zusammenleben. Maia beginnt die ganz eigene Logik des Hauses nach der Ankündigung eines Festes immer mehr zu hinterfragen und stößt dabei auf viele verborgene Wahrheiten.
Wie ist die Idee zu deinem ersten Buch entstanden?
Am Anfang standen ein paar Textfragmente, in denen es um die Art und Weise ging, wie das Sonnensystem von der Erde aus erscheint, was wir mittlerweile über diesen Raum wissen, und welche neuen Bilder das zulässt. Es ging um Beobachtungen an der Familie als soziale Gruppe, und Bezüge, die sich zwischen diesen beiden Systemen herstellen lassen. Und es gab ein Haus am Waldrand, in dem sich eine Protagonistin langsam vorgetastet hat. Sie hat mich interessiert, weil sie viel neugieriger und mutiger war als ich. Die Fragmente habe ich in einer Zeit geschrieben, in der ich mich viel mit der Enge von Familie beschäftigt habe und zum ersten Mal von einer neuen Wohnung beobachten konnte, wie sich der Sternenhimmel von Tag zu Tag und Monat zu Monat verändert.
Wie nimmst du rückblickend die Zeit zwischen deiner Teilnahme am open mike und der Veröffentlichung deines Debüts wahr?
Was mein Schreiben angeht, war das eine anstrengende Zeit, die mit Erwartungen von verschiedenen Seiten an einen noch nicht geschriebenen Text aufgeladen war. Der Text, mit dem ich beim open mike teilgenommen habe, war ursprünglich nicht unbedingt eine Romanidee. Nach dem open mike habe ich auf Grundlage des kurzen Textes viel Input bekommen, was für ein Roman daraus werden könnte oder sollte. Es hat eine ganze Weile gedauert, bis ich schreibend herausgefunden habe, was ich selbst von dem Text in Langform möchte, und daraus ist schließlich mein Debüt geworden.
Was gefällt dir am besten am Schreiben? Und was findest du am unangenehmsten?
Ich habe beim Schreiben oft ein ganz bestimmtes Gefühl: Die Zeit vergeht schnell, ich bin sehr anwesend im Moment, ich spüre kaum Grenzen zwischen dem Text, meinen Gedanken und meinem Körper … Es ist schwer zu beschreiben, aber ich liebe das. Auch die Rituale, die ich rund ums Schreiben habe und wie sich der Tag um den Text strukturiert, genieße ich. Am unangenehmsten finde ich es, ganz neue Texte und Skizzen für ein erstes Lektorat rauszugeben, wenn ein Text also zum ersten Mal nicht mehr nur bei mir ist. Ich bin sehr froh, dass ich mittlerweile ein paar wenige Menschen gefunden habe, durch die sich das nicht mehr ganz so schwierig anfühlt.
Welche anderen Künstler*innen prägen dein Schreiben?
Ich schreibe natürlich unter wahnsinnig vielen Einflüssen, erwünschten und unerwünschten, alltäglichen, gedanklichen und auch externen künstlerischen. Es ist sehr schwer auszumachen, wer oder was mich und mein Schreiben besonders prägt. Aber es besteht sicherlich immer ein Zusammenhang zwischen den Texten, die ich schreibe, und der Musik, die ich höre, während ich schreibe oder über Texte nachdenke. Das hilft mir, um in die Stimmung von Texten und Figuren zurückzufinden, wenn ich lange an Texten arbeite, und inspiriert mich. Die Interpret:innen sind ganz unterschiedlich, bei Die Welt vor den Fenstern waren z.B. Brandi Carlile, Cat Power und Elton John wichtig.
Welche Songs würde man auf dem Soundtrack zu deinem Debüt finden?
Es gibt einen Soundtrack zu meinem Debüt – einfach bei Spotify »Die Welt vor den Fenstern« eingeben. Mein persönlicher Schlüsselsong darauf ist »Landslide« von Dagny.
Vielen Dank für deine Antworten.
Tatjana von der Beek, geboren 1993, lebt in Leipzig. Sie studierte Literarisches Schreiben und Lektorieren in Hildesheim, war Mitherausgeberin der BELLA triste, Teil der künstlerischen Leitung des Literaturfestivals PROSANOVA 2017 und Finalistin des 23. open mike. Sie hat bereits in mehreren Zeitschriften und Anthologien veröffentlicht. Die Welt vor den Fenstern ist ihr Debütroman.