Thea Mengeler trat 2020 mit ihrem Text »connect« beim 28. open mike an. In diesem Jahr erschien ihr gleichnamiger Debütroman bei Leykam. Wir haben Thea ein paar Fragen dazu gestellt.
Vorschautext
Ava ist 28 und arbeitet als Designerin in einer Werbeagentur. Das Arbeitsumfeld erscheint ihr zunehmend ausbeuterisch und oberflächlich, ihr Leben sinnlos. Erst die Begegnung mit Lina reißt Ava aus ihrer Lethargie. Sie nimmt Ava mit zu connect, einer Gemeinschaft, die vom charismatischen Dev gegründet wurde. Deren Vision: eine post-digitale Gesellschaft, in der Menschen eng miteinander verbunden sind. Je mehr Zeit Ava bei dieser Gemeinschaft verbringt, desto mehr vernachlässigt sie ihre Arbeit und distanziert sich von Familie und Freund*innen, die in connect eine gefährliche Sekte sehen. Eines Tages trifft Ava eine radikale Lebensentscheidung: Sie will ihr Leben ausschließlich der Gemeinschaft widmen.
In ihrem spannungsgeladenen Debütroman wirft uns Thea Mengeler in die Abgründe zwischenmenschlicher Beziehungen und verhandelt die aktuellsten Themen unserer Zeit.
Wie wollen wir unser Leben gestalten? Wie drängend wird die Sehnsucht nach Gemeinschaft in einer digitalisiertenWelt?
Was schoss dir durch den Kopf, als du dein Debüt zum ersten Mal in den Händen gehalten hast?
Ehrlich gesagt kann ich mich daran kaum erinnern. Die Veröffentlichung fiel glücklicherweise genau mit einem Stipendium in Graz zusammen, ich konnte meine Belegexemplare also persönlich beim Verlag abholen. Da kam so viel zusammen: die neue Stadt, das persönliche Kennenlernen mit den Verlagsmitarbeiter:innen, das Buch … alles großartig und aufregend, aber zu viel für irgendwelche klaren Gedanken.
Beschreibe dein Debüt in drei kurzen Sätzen.
In meinem Roman geht es um eine gesellschaftskritische Gemeinschaft namens connect. Es geht um Ava, eine junge Designerin, die sich dieser Gemeinschaft anschließt. Es geht um Kapitalismus, Soziale Medien, alternative Lebensentwürfe und die Frage, welche Welt problematischer ist: die, aus der Ava kommt oder die, in die sie geht.
Wie ist die Idee zu deinem ersten Buch entstanden?
Leider kann ich nicht vom Auslöser der Idee erzählen, ohne zu spoilern. Um aber ein bisschen kryptischer zu bleiben: Ich bin auf Texte von Mitgliedern einer Gemeinschaft gestoßen.
Daraus ist die Idee entstanden, die Geschichte einer solchen Gemeinschaft zu erzählen – ohne die kritische Distanz, aus der solche Geschichten sonst meist erzählt werden. Man bleibt deshalb während des gesamten Romans ganz nah bei der Protagonistin und bewegt sich mit ihr gemeinsam immer tiefer in die Gruppe hinein.
Wie nimmst du rückblickend die Zeit zwischen deiner Teilnahme am open mike und der Veröffentlichung deines Debüts wahr?
Vor allem als ein langes Warten. Das Manuskript war fertig und ich habe gewartet auf Rückmeldung von Literaturagenturen und Verlagen. Zwischen dem open mike und dem Unterschreiben des Verlagsvertrages lagen etwa zehn Monate, die sich aber sehr lang angefühlt haben.
Was gefällt dir am besten am Schreiben? Und was findest du am unangenehmsten?
Am schönsten ist (neben dem Schreiben selbst), wenn Dinge im Text plötzlich Sinn ergeben, wenn ich feststelle, dass ich etwas (auch unbewusst, auch versehentlich) richtig gemacht habe.
Am schlimmsten ist (neben dem Nicht-Schreiben-Können) der Zweifel daran, ob der Text funktioniert, ob er gut ist, ob ich ihn werde beenden können.
Welche anderen Künstler*innen prägen dein Schreiben?
Ich möchte ungern eine Liste von Künstler:innen machen, die in jedem Fall zu viele auslässt. Manchmal gehe ich sehr bewusst auf die Suche nach Kunst und Literatur, die mir beim jeweiligen Text helfen, andere Dinge haben sich über die Jahre abgelagert, ohne dass ich mir dessen bewusst wäre. Letztlich prägt wahrscheinlich alles mein Schreiben – von den Büchern, die ich lese um mich zu inspirieren, bis zu den Serien, die sich schaue, um eine Pause vom Nachdenken zu machen.
Welche Songs würde man auf dem Soundtrack zu deinem Debüt finden?
Trommeln, elektronische Beats, Britney Spears.
Thea Mengeler, geboren 1988 in Meerbusch, studierte Literarisches Schreiben und Kommunikationsdesign in Hildesheim, Kiel und Istanbul. Sie war Finalistin beim 28. open mike, Styria Artist in Residence 2022 und lebt als freiberufliche Autorin und Texterin in Hannover. Ihr Debütroman Connect erschien im Frühjahr 2022 bei Leykam.