Katharina Korbach trat 2013 als eine der jüngsten Finalist:innen jeher beim 21. open mike mit ihrem Text »Was, wenn P.« an. In diesem Jahr erschien nun ihr Debütroman Sperling im Berlin Verlag. Wir haben Katharina ein paar Fragen dazu gestellt.
Vorschautext
Als Charlotte überraschend vor der eigenen Haustür ihrem Dozenten in die Arme läuft, ahnt sie nicht, dass dieser sie bereits seit Wochen aus der gegenüberliegenden Wohnung des Berliner Mietshauses beobachtet. Wolfgang wiederum sieht in ihr das Mädchen aus einem Vermeer-Gemälde und fühlt sich inspiriert. Katharina Korbach erzählt eine hinreißende Geschichte von einsamen Seelen, die das Glück in der Großstadt suchen und eine fragile Verbindung miteinander eingehen. Das souveräne Debüt einer beeindruckenden neuen Stimme – es handelt von Menschen, die wir besser kennen, als wir zugeben würden.
»Ein leuchtender Großstadtroman über Liebe, Scham und Wegfindung, von der – wie man sie später vielleicht nennen wird – großen ›Epikerin der Selbstachtung‹, der poetischen Fürsprecherin all jener, die sich selbst in ihr eigenes bestgehütetes Geheimnis verwandelt haben.« Clemens J. Setz
Was schoss dir durch den Kopf, als du dein Debüt zum ersten Mal in den Händen gehalten hast?
Es riecht so gut!
Beschreibe dein Debüt in drei kurzen Sätzen.
Sperling erzählt von Charlotte und Wolfgang, die zufällig in dasselbe Berliner Mietshaus ziehen. Wenn Wolfgang nachts an seiner Dissertation arbeitet, beobachtet er über den Hof hinweg Charlotte, die zeichnend in ihrer Küche sitzt. Neben der Beziehung, die sich zwischen den beiden entwickelt, geht es in Sperling auch um psychische Erkrankung, um Einsamkeit, Freundschaft, Kunst und um die Suche nach Geborgenheit abseits der eigenen Herkunftsfamilie.
Wie nimmst du rückblickend die Zeit zwischen deiner Teilnahme am open mike und der Veröffentlichung deines Debüts wahr?
Der open mike war in vielerlei Hinsicht ein Startschuss für mich. Unter anderem bin ich dort zum ersten Mal meiner Agentin begegnet, ohne die es Sperling in dieser Form heute nicht gäbe.
Was gefällt dir am besten am Schreiben? Und was findest du am unangenehmsten?
Es gibt beim Schreiben diese seltenen Momente, in denen ich das Gefühl habe, der Text wachse über sich selbst hinaus. Plötzlich erscheint etwas auf der Seite, von dem ich nicht weiß, woher es kam, und das genau so stehen bleiben kann. Als eher unbefriedigend empfinde ich die Phase, in der die Idee für einen neuen Text reift. Ich muss die zentralen Figuren ziemlich genau kennen, bevor ich zu schreiben beginnen kann. In den Wochen, manchmal Monaten des Nachdenkens ist die Befürchtung, dass die nötige Präzision der inneren Bilder sich nie einstellen wird, ständig präsent.
Welche anderen Künstler*innen prägen dein Schreiben?
Ich verehre Alice Munro und Judith Hermann. Annie Ernaux, Rachel Cusk, Deborah Levy, Irmgard Keun. Aber auch jüngere Kolleginnen: Valerie Fritsch, Yael Inokai und Marie Gamillscheg zum Beispiel.
Welche Songs würde man auf dem Soundtrack zu deinem Debüt finden?
Rootless Tree – Still in the woods
Milord, Sous le ciel de Paris – Édith Piaf
Skinny Love – Bon Iver
Katharina Korbach, geboren 1995 in Wiesbaden, studierte Kulturwissenschaften in Lüneburg und St Andrews. Ihre Erzählungen gewannen mehrere Wettbewerbe und wurden in Anthologien und Literaturzeitschriften veröffentlicht. 2013 war sie eine der jüngsten Finalistinnen in der Geschichte des Berliner Literaturwettbewerbs open mike. 2019 erhielt sie das Hessische Literaturstipendium für Litauen. Sperling ist ihr erster Roman. Sie lebt in Berlin.