Der letzte Block des 29. open mike startet mit dem Text cohen von Sebastian Behr. Es bleibt politisch, Misogynie im Besonderen und Diskriminierung im Allgemeinen stehen im Mittelpunkt.
Sebastian Behrs Text cohen dreht sich um den »Frauenhasser«, um einen Mann, der seine Ex-Frau sowie viele andere Frauen immer wieder bedrängt, bedroht, drangsaliert. Der Ich-Erzähler des Textes ist nicht direkt beteiligt, beobachtet jedoch genau die Geschehnisse und berichtet im Text davon.
Der Mann ist ein Frauenhasser und darf sich für das, was er getan hat, dem Haus auf einhundert Meter nicht nähern, denn es gibt eine richterliche Verfügung, die das verbietet.
Jeden Tag – am Morgen oder am Mittag oder am Abend – nähert er sich dem Haus und steht dann eine Weile unbeholfen an der Ecke oder auf der gegenüberliegenden Straßenseite neben dem Ein-Euro-Laden herum. Der Frauenhasser wartet, ob das Licht in dem einen Zimmer angeht. Es geht nicht an.
Im Hauptstrang zeichnet cohen ein düsteres Bild von Misogynie, von einem unverschämten Täter und machtlosen Opfern, die auf desinteressierte bis ebenfalls machtlose Polizist*innen treffen, wenn sie sich zu wehren versuchen. Doch der Erzähler lässt den Blick auch schweifen. Er erfasst dabei Szenen, die ein Panorama von Diskriminierungen zeichnen. Es geht dabei um Antisemitismus, Rassismus, Fremdenfeindlichkeit.
Stilistisch betont der Text die Beobachterrolle durch eine ausgestellte Schlichtheit, die die geschilderten Szenen in entwaffnendes Licht stellen. Die Diskriminierungserfahrungen der Personen im Text werden dadurch schmerzlich erfahrbar, ohne dass eine zu starke Wertung des Erzählers das Empfinden der Lesenden überragen könnte.
Gleichzeitig wirkt der Text in seiner sehr komprimierten Sammlung alarmierender Szenen etwas überladen und dadurch im Effekt zu bemüht und konstruiert, als dass man ihm ganz ungetrübt folgen könnte. Hier wären mehr Konzentration, mehr auch charakterliche Tiefe im Hauptplot und dafür weniger Exkurse am Ende mehr gewesen.