Es ist endlich wieder so weit, der 29. open mike steht in den Startlöchern. Dieses Jahr haben wir uns zur Vorstellung der Blogger*innen ein nächtliches Szenario ausgedacht – Nachttischgedanken. Wir schauen auf den kleinen Tisch, von dem vor dem Einschlafen noch das eine oder andere Buch zur Hand genommen wird, und fragen: Was lesen die Menschen, die den open mike hier begleiten werden, eigentlich sonst so? Und was sagt ihr Nachttischarrangement über sie aus? Große Fragen mit großen Antworten.
Marlene Münßinger
Pascal über Marlenes Nachttisch in regular, Marlene dazu in fett:
Auf Marlenes Nachttisch türmt sich ein Stapel ungelesener Bücher von beträchtlicher Höhe. Es scheint der Nachttisch einer besessenen Leserin zu sein, denn neben den Büchern bietet er nur Gegenständen Platz, die eine größtmögliche Ausdehnung der abendlichen oder morgendlichen Leseorgien gewährleisten (für einen vollen Lesetag im Bett, scheint mir die Proviantierung zumindest zum Zeitpunkt der Aufnahme nicht ausreichend zu sein).
Richtig gesehen Pascal, auch wenn die vielen Bücher kaum zu übersehen sind. Viele haben Angst, wenn sie in meinem Bett schlafen, dass sie den Stapel umwerfen. Für kurze Zeiten wird er also auch mal halbiert. Trotzdem sind es Bücher, die definitiv noch auf meiner Leseliste stehen und dieser Stapel wächst und wächst und wächst. Mittlerweile gibt es auch schon einen neuen, der wahnsinnig schnell in die Höhe steigt. Wer kennt es nicht – so viel zu lesen, so wenig Zeit! Die Proviantierung ist nicht vorhanden, damit ich bloß nicht in Versuchung komme. Wie gesagt, leiderleider zu wenig Zeit für einen vollen Lesetag im Bett.
Neben der stilvollen Stehlampe mit beigem Schirm fällt vor allem die Auswahl an Ölen und Sprays ins Auge. Vielleicht ist Marlene (genau wie der Schreiber dieser Zeilen) Hausstaubmilbenallergikerin und muss sich deshalb gegen beim Lesen störende Niesattacken wappnen? Das absolute Highlight ist aber das hübsch in einem kleinen Schälchen neben einen Glückscent drapierte Schoko-Bonbon, das offenbar die Notration für langandauernde Leseexpeditionen darstellt. Ich stelle mir vor, wie Marlene um halb drei Uhr Nacht zu dem Bonbon greift, um Energie für noch eine oder zwei weitere Stunden Lesezeit nachzuschieben. Nota bene handelt es sich bei dem Bonbon um kein Markenprodukt. Ein Anflug von Kapitalismuskritik liegt in der Luft.
Gute Vermutung! Allerdings bin ich Migränepatientin und brauche manchmal zugezogene Vorhänge, einen Kühlbeutel, Lavendelöl im Schälchen, Wärmflasche auf dem Bauch und eine Ration Schmerzmittel in Nasensprayform.
Dieses Schoko-Bonbon liegt dort schon seit einem guten Jahr, weil es meine Mibo dorthin gelegt hat. Irgendwann werde ich es noch, so wie Du beschrieben hast, nachts beim Lesen schlemmen und genießen.
Die Kapitalismuskritik unterschreibe ich hiermit sofort.
Die Basis für Marlenes Turmbauprojekt bietet der Philosophinnen-Band von Rebecca Buxton und Lisa Whiting. Mehr Sichtbarkeit für denkende Frauen ist das Anliegen dieses Buches. Es scheint auch auf Marlenes Agenda zu stehen. Eine denkende Frau ist sie ausweislich ihrer momentanen Lektüren ganz sicher.
Benjamin Myers Erfolgsroman Offene See liegt auf den Philosophinnen. Offenbar will Marlene auf dem Laufenden bleiben, was Bestseller angeht. Carolin Emckes Corona-Journal, der Sammelband Eure Heimat ist unserer Albtraum,die Rassismus-Streitschrift von Natasha A. Kelly, der Band Feminism for Everyone, Süß von Ann-Kristin Tlutsy und Was fange ich bloß mit guten weißen Menschen an von Brit Bennett sind alles Bücher, die von Marlenes großem Theoriehunger zeugen. Ihr scheinen im Augenblick die vieldiskutierten Fragen und Probleme rund um das Thema Identität besonders wichtig zu sein – vor allem interessieren sie offenbar die Standpunkte, die von außerhalb der Mehrheitsgesellschaft artikuliert werden.
Ja, Ja und Ja!
Ihre gegenwärtigen Romanlektüren korrespondieren mit ihren theoretischen Interessen. Such a fun Age von Kiley Reid, Die Elenden von Anna Mayr, Sasha Marianna Salzmanns Außer sich und Mithu Sanyals grandioses Buch Identitti scheinen mir alles Romane zu sein, die denselben Fragen auf erzählerischem Wege nachgehen. Einzig Minu D. Tizabis Debütroman Revolution Morgen 12 Uhr sticht da ein wenig heraus. Es spricht für Marlenes Interesse für die deutsche Literatur der Gegenwart.
Yes! Gib mir feministische, politische Gegenwartsliteratur und ich bin glücklich.
Ich liebe es außerdem, dass Du meine Leserichtung auf dem Stapel erkannt hast. Ich lese von oben nach unten runter, allerdings kommt immer wieder eine Neuerscheinung dazwischen und muss noch gelesen werden. Es läuft also nicht alles nach Plan! Diese ganzen Bücher sollten doch dann auch irgendwann auf dem Buchblog @ohwieschoenistbuchgerede auftauchen. Ich arbeite daran dieses Monstrum zu bezwingen!
Julian Barnes Die einzige Geschichte schließlich kann es nur zur Erfüllung einer Männerquote auf Marlenes SuB geschafft haben.
Das wurde mir tatsächlich zum Geburtstag geschenkt. Eigentlich lese ich, wie Du auch schon erkannt hast Pascal, nur noch wenige weiße cis Menners. Es gibt einfach immer noch zu wenig Aufmerksamkeit für großartige Literatur und Sachbücher von FLINTA* und Schwarzen Personen. Trotzdem, es soll gut sein, nicht wahr?
Patty Nash
Stefan über Pattys Nachttisch in regular, Patty antwortet in fett:
Ah, ich spüre mediterranes Flair! Die Palme im lässigen Blechtopf, der schwarze Bistrohocker, die ansonsten hellen Holztöne sowie die nonchalant platzierte Brillen schreien einfach nach Sommer, Sonne und weinseligen Gesprächen. Natürlich über Literatur, was auch sonst! Wie wir sehen werden, nimmt uns Pattys Bücherstapel mit auf eine Reise um die Welt, die in Deutschland startet und wieder dort landet, nachdem sie die (meisten) Kontinente und Genres besucht hat – obwohl eins irgendwie fehlt.
Mit Ronya Othmanns Roman Die Sommer geht es in jedem Fall tief in den Süden, aber deutlich weiter nach Osten, in die Grenzregion zwischen der Türkei und dem Iran, um genau zu sein. Und das auch noch geschrieben von einer Preisträgerin des open mike, aber klar. Ein sehr guter Einstieg, der mit Pixeltänzer von Berit Glanz und Der Hals der Giraffe von Judith Schalansky zwei Romane an die Seite gestellt bekommen, die in Deutschland zeitgemäße Prosa in den letzten Jahren perfektioniert haben.
Aber Patty ist auch anderweitig bewandert: mit They Can’t Kill Us Until They Kill Us von Hanif Abdurraqib steht Popkultur auf dem Plan! Die komplett durch die Decke gefeierten Essays versprechen also auch ein feines Gespür in Richtung Musik und Kultur – aus einer Schwarzen US-amerikanischen Perspektive.
Klassiker gibt’s bei Patty aber auch! Erstmal Moby Dick von Melville (muss man wohl einfach mal lesen, auch wenn ich nie über Seite 200 oder so hinausgekommen bin …), mit dem wir mal eben literarisch aus den USA über den Pazifik nach Japan schippern, in dem Pachinko von Min Jin Lee spielt. Eine Familiengeschichte zwischen Korea und Japan im 20. Jahrhundert, ein tragischer Schmöker.
Bleibt die Frage: Wie hältst du’s mit der Lyrik, Patty? Zwei Bücher geben Antworten. Erstmal Coin of the Realm von Carl Philips. Die offensichtlich ganz schön antiquarische Ausgabe lässt erstmal nicht vermuten, dass es hier um aktuelle Gedanken zur Poesie im 21. Jahrhundert geht. Da mir die Texte zum Buch einfach mal alles und nichts sagen, muss ich fragen: Was ist das?
Lyrik gibt’s aber abseits von Essays darüber auch noch, oder? Nee! Zwar ist mit Monika Rinck praktisch die Grande Dame der deutschen Lyrik dabei, aber auch das Buch mit dem großartigsten Titel Ah, das Love-Ding ist – ein Essay! Also, ich muss schon wieder – und nun abschließend – fragen: Wo ist hier die Lyrik, Patty?
Stefan weiß ungefähr so viel über meine Bücher wie ich … vielleicht sogar mehr als ich! Stefan, du hast Recht, dass meine Texte von weit her kommen; fast alle Bücher wurden mir geschenkt, wärmstens empfohlen oder geliehen. Die große Ausnahme ist Moby Dick, welches ich mir 2022 vorgenommen habe zu lesen. Ich mag lange Bücher, und ich mag das Gefühl, mit einem Buch zusammenzuleben. Gleichzeitig mag ich auch kurze Gedichte, die sich nur flüchtig festhalten lassen. Als Kind habe ich mich dabei ertappt, wie ich die Sprache eines Autors benutzte, um die Dinge zu beschreiben, die in meinem Kopf vor sich gingen, und obwohl ich das heute nicht mehr so oft tue, mache ich es doch, wenn ich sehr, sehr lange (und teils auch langweilige) Bücher lese.
Was das Buch von Carl Philips angeht, so ist es ein Stück Poesiekritik, und ich strebe immer wieder danach, die Art von ehrgeizigen theoretischen Arbeiten zu schreiben, die er macht, obwohl ich zugeben muss, dass ich nie über den zweiten Aufsatz in diesem Buch hinausgekommen bin. Ich bin an hybriden Texten – an der Mischung von Lyrik/Prosa/Kritik/etc. – interessiert und versuche in diese Richtung zu schreiben, was mir allerdings nicht so häufig gelingt. Dass Gattungsunterschiede schwammig sind, zeigen auch die Texte des diesjährigen open mike – so schwammig, wie ich mich fühle, wenn ich vor dem Einschlafen zu lesen versuche. Ich lese gern im Bett, schaffe es allerdings meist nur morgens vor dem Aufstehen.
Pascal Mathéus
Juliane über Pascals Nachttisch in regular, Pascal dazu in fett:
Das ist also Pascals Nachttisch – so, so! Dann setze ich mal mein Monokel auf und lege los. Erst einmal zur Beschaffenheit des Tischchens … sehr schlicht, klassisches Schwarz, klare Formen, ein bodenständiges Modell. Womöglich von IKEA? Dazu eine herkömmliche Leselampe, leicht zu verstellen, hoffentlich mit einer warm leuchtenden Glühlampe ausgestattet. Ich schätze, dass Pascal ein ebenso unaufgeregter Down-to-Earth-Typ ist wie sein Nachttischequipment. Auch der Bücherstapel ist ordentlich angerichtet, nur das kleine frech heraushängende Lesebändchen lässt auf Rebellion von Zeit zu Zeit schließen.
Nun aber zu den Büchern. Was mir natürlich als Erstes ins Auge fällt: Es sind fast nur Männer. Einzig Ruth Klüger hält die Frauenquote in Pascals Stapel hoch – aber damit zumindest die erste Frau, die als Überlebende über den Holocaust schrieb und das auch noch ziemlich feministisch. Da er gleich zwei Bücher von Klüger im Stapel hat, vermute ich, dass sie zu seinen Lieblingsautor*innen zählt.
Es stimmt fast alles, was Juliane vermutet. Dass im Moment kaum Frauen auf meinem Bücherstapel liegen, ist reiner Zufall. Die kritische Auseinandersetzung mit den sehr pointierten literaturwissenschaftlichen Thesen von Ruth Klüger macht mir riesig viel Spaß (ihr neu bei Wallstein erschienener Aufsatzband Wer rechnet schon mit Lesern? sei hiermit wärmstens empfohlen!).
Insgesamt scheint Pascal vor allem im Bereich des Sachbuchs unterwegs zu sein – das sagt mir zumindest meine Google-Recherche, denn bis auf Ruth Klügers Bücher kannte ich keins der anderen. Da gibt es also ein Buch über die griechische Antike, einen philosophischen Band über das Altern – na, Pascal, Angst vorm Älterwerden? –, Bücher zur Erinnerungskultur und Literaturgeschichte. Letztere betrachtet Pascal auch gern mal modern mit einem Manifest wie Ultraromantik. Auf jeden Fall vermute ich, dass Pascal sich auch beruflich mit Philosophie und Geschichte beschäftigt, vielleicht forschend an einer Uni? In einem Museum oder Archiv?
Tatsächlich liegt mir Belletristik sogar mehr am Herzen als Sachbücher. Das lässt sich vielleicht sogar an den Sachbüchern erkennen, die ich gerade lese. Wittstock, Leo, Marquard und Hölscher sind alles Autoren, die eine besonderen Nähe zur Literatur pflegen und immer aus der Sprache heraus argumentieren. Und die anderen Sachbücher befassen sich sowieso direkt mit Literatur.
Und dann ist da natürlich noch der Roman über Matou, die Philosophenkatze. Pascal, gib’s zu, du bist ein Katzenmensch! Mit Katzenkalender, Katzenlesezeichen und eigener Katze. Und wenn’s mal richtig gemütlich werden soll, kuschelt Pascal sich zusammen mit der Miez und einer Tasse schwarzen Kaffee in seinen Ohrensessel und liest ihr das ein oder andere Gedicht vor, beispielsweise von Lutz Seiler.
Unsere Katze ist ein sechs Jahre alter Jack-Russell-Chihuahua-Mischling, dem man mit seinen sechs Kilogramm wirklich nicht zu nahetritt, wenn man ihn als Hund nicht für voll nimmt. Außerdem liebt er es, sich kraulen zu lassen und auf Sofalehnen oder Fensterbänken zu sitzen, um die Straße zu beobachten.
Und was versteckt sich da unten, sozusagen in zweiter Reihe? Ich muss ranzoomen … Moment … ah, Der Wind in den Weiden … ein Kinderbuchklassiker. Entweder liebt Pascal es, zur Abwechslung von all dem wissenschaftlichen Stoff zwischendurch Kinderbücher zu lesen, oder er hat neben der Katze auch Kinder, denen er abends daraus vorliest. Ich tippe auf Nummer zwei und lege mein Monokel wieder zur Seite – puh, das war harte Detektivinnenarbeit.
Ein Kind habe ich auch. Tilly ist ein Jahr alt und weiß Harry Rowohlts legendäre Übersetzung von Der Wind in den Weiden noch nicht so richtig zu schätzen. Wenn ich ihr daraus vorlese, bin ich die meiste Zeit damit beschäftigt, sie davon abzuhalten, Seiten aus dem Buch herauszureißen.
Juliane Noßack
Patty über Julianes Nachttisch in regular, Juliane antwortet in fett:
Auch beim Lesen ist Juliane nicht allein. Hinter ihrer Vintagelampe, die sie womöglich bei einem sonnigen Flohmarktbesuch ergattert hat, schaut Julianes Keramikhund ihr neugierig beim Lesen, Notieren, Scrollen und ja, langsamen Einschlafen zu. Dieser bemerkt – so wie auch ich – Julianes Vorliebe für Bücher unterschiedlichster Gattungen, ein Interesse, das die (vielleicht von Juliane selbst bemalte) bunte Nachttischoberfläche widerspiegelt.
Der kleine Dackel ist tatsächlich ein Vintageteil, allerdings habe ich ihn von meinem Papa geschenkt bekommen. Er hat diesen Rauchverzehrer aus den 90ern vor einer Weile aussortiert, und ich habe zugeschlagen. Im Inneren des kleinen Hundes befindet sich eine Glühlampe, und alles zusammen soll Zigarettenrauch aufsaugen – habe mich schon immer gefragt, wie das funktionieren soll … die 90er halt! Und die Tischoberfläche ist sicherlich selbst gestaltet, aber nicht von mir – habe den in den Straßen Neuköllns gefunden und ihm ein neues Heim gegeben.
Ganz unten auf dem Stapel liegt das von Mimi Sewalski geschriebene Buch Nachhaltig Leben JETZT, welches Ratschläge zu einem ökologischen Alltag gibt. Hat ihr das jemand geschenkt? Sogar der Keramikhund kann attestieren, dass Juliane bereits erprobte Flohmarkteinkäuferin ist und damit den Titel des Buches zumindest in dieser Hinsicht erfüllt. Allerdings verweist Sewalski auf ganz andere Aspekte des nachhaltigen Lebens wie z.B. Investitionen(!!), ökologisch-freundliche Hautpflege oder verpackungsloses Einkaufen (was ich mir immer vornehme und leider selten umsetze – allerdings ist es bei Juliane bestimmt ganz anders).
Das Buch über Nachhaltigkeit habe ich mir tatsächlich selbst gekauft, bisher aber nur bis zur Hälfte gelesen – und, liebe Patty, sei beruhigt, ich gebe mein Bestes, bin aber auch noch meilenweit von einem wirklich nachhaltigen Leben entfernt.
Direkt darüber wartet Ronya Othmanns Gedichtband die verbrechen, der Gewalt, Familie und Geschichte vereint (zumindest laut den Rezensionen im Deutschlandfunk und der Süddeutschen Zeitung). Mehr weiß ich dazu leider nicht, da das Buch erst im Oktober diesen Jahres veröffentlicht wurde, aber vielleicht hat sich Juliane selbst vorgenommen, dazu einen Text zu schreiben? Und auch Teresa Präauers Das Glück ist eine Bohne wurde erst kürzlich veröffentlicht. Auch dieses Buch habe ich nicht gelesen, aber wenn es mit Präauers anderen Texten vergleichbar ist, ist es ebenfalls klug, verspielt und sowohl an dringlichen als auch philosophischen Fragen interessiert.
Unbedingt möchte ich eine Rezension zu Ronya Othmanns erstem Gedichtband schreiben. Ich hoffe, ich komme bald dazu, ihn zu lesen.
Aus dem Englischen übersetzt worden sind die Bücher von Audre Lorde und Margaret Atwood – zwei feministische Klassiker, so lästig der Begriff »Klassiker« auch ist. Atwoods Der Report der Magd (übersetzt von Helga Pfetsch) wurde inzwischen zu einer Fernsehserie verfilmt, aber Juliane liest zuerst das Buch, bevor sie sich mit der Hollywoodversion auseinandersetzt. Und Audre Lordes Essays, hier einzeln in Ein Strahlendes Licht versammelt (und von Eva Bonné, Marion Kraft, Mirjam Nuenning und Pasquale Virginie Rotter übersetzt), befassen sich mit Körperlichkeit, Rassismus, Feminismus und Krankheit. Leider scheint der Band nur Lordes Gedichte nicht zu beinhalten – vielleicht kann ich diese Juliane nach dem open mike ausleihen (ich habe ihre gesammelten Werke auf Englisch)!
Da muss ich mich wohl outen, obwohl ich sonst auch immer Team »Zuerst Buch, dann Verfilmung« bin: Ich habe zuerst die Serie The Handmaid’s Tale gesehen und möchte nun auch unbedingt die Romanvorlage lesen. Und o ja, sehr, sehr gern würde ich Lordes Gedichte einmal lesen, nachdem mich ihre Essays schon so begeistert haben.
Es gibt immer so viel zu lesen, so viel zu lernen, und so wenig Zeit. Ich stelle mir vor, wie manchmal, wenn sich Julianes Augen nicht schließen wollen oder kein Buch so richtig zum Moment passt, sie den kleinen perlmuttfarbenen Diffusor anmacht, der unten im Bücherregal hockt und sie sich beim im Raum verteilenden Orange- oder Jasminduft eine alte Ausgabe vom Missy Magazin herausholt, damit sie einen Artikel lesen kann, bevor sie einschläft und sich im Traum auf den nächsten Tag vorbereitet.
Fast richtig, es ist meistens Lavendelöl, das mich abends sehr gut runterbringt – und natürlich die Missy mit ihren guten Beiträgen. Danke, liebe Patty, für diese schönen Gedanken zu meinem Nachttisch. 🙂
Stefan Diezmann
Marlene über Stefans Nachttisch in regular, Stefan antwortet in fett:
Stefans Nachttischkästchen ist, wie sofort zu erkennen, kein richtiger Kasten aus Holz, sondern eher ein ganz praktischer Schuhkarton. Er ist schwarz mit rotem Schriftzug der hippesten Skatermarke. Von diesem wird Stefans kleine, gemütliche und authentische Nachttischwelt getragen.
Was soll ich sagen. Es begann als Provisorium, nun steht es seit Jahren neben dem Bett … Fun Fact: In den Schuhkartons der hippen Skatermarke befinden sich noch hippere Medien, nämlich good old CDs. Alle original!
Scheinbar besitzt Stefan nun also Vans. Es sind gleich mehrere, die er häufig trägt. Dem Schuhkarton kommt dabei eine besondere Bedeutung zu, denn der gehört zu seinen Lieblingsvans, die er vor fünf Jahren gekauft hat und seitdem nonstop lieber trägt als alle anderen. Es sind die klassischen Schwarzen mit weißem Strich: VANS Old Skool Sneaker low – alle kennen sie. Eigentlich würde Stefan auch gerne viel mehr mit seinen vielen Vans skaten gehen, aber Arbeit und Lesen ist dann für ihn doch etwas schöner.
Knapp vorbei: Es waren IMMER die klassischen komplett schwarzen und super flachen ERAs, wie man sie als Skramz-Boy eben tragen musste (siehe Beispielbild links, und ja, knapp vorbei). Das waren die Zeiten! Heute kriege ich schon Rückenschmerzen, wenn ich so flache Sohlen nur sehe.
Die kleine Retrolampe, die eher wenig Licht schenkt, lässt einen 80er-Jahre-Stil in der Wohnung vermuten. Allerdings stellt sich da die Frage, wie gut Stefans Augen sein müssen. Ausführliches Lesen im Bett ist höchstwahrscheinlich für wenige Menschen wirklich richtig möglich mit so wenig Leselicht. Stefan aber liegt immer mit dem Buch im Bett auf der rechten Seite und streckt sich mit seinem Buch so hin, dass gerade noch genügend Licht auf die Seiten scheint um seinen Lesehunger jeden Abend vor dem Schlafengehen stillen zu können. So und nicht anders läuft es ab. Stefan ist damit also auch ein klassischer Seitenschläfer.
Diesmal Volltreffer. Auch wenn die 80er (-> Eiche rustikal) nicht ganz mein Stil sind, sind es die kleinen Lämpchen doch. Beim spärlichen Licht hat allerdings ein wenig Fotobearbeitung mitgemacht, das muss ich wohl zugeben. Und: Seitenschläfer forever!
Die Schachtel mit den beiden Ohropax direkt in der hinteren linken Ecke werden niemals geschlossen. Sie sind neben Büchern und Lampe das einzige noch notwendige Utensil auf dieser Fläche neben dem Bett. Es ist überlebenswichtig für Stefan jederzeit und schnellstmöglich die beiden Stöpsel in die Ohren stecken zu können. Stefan braucht langen und guten Schlaf und dafür muss es so ruhig wie nur möglich um ihn herum sein. Demonstrativ zeigen die zwei Ohropax: Ruhe, einfach nur Ruhe nachts.
Wenn sie doch nur nachts nötig wären! Ich bin mittlerweile addicted und trage sie auch durchgängig in Bus und Bahn, im Wohnzimmer, beim Spaziergang … Ruhe ist einfach das Beste.
Die vier Hardcover sagen einiges aus. Stefan liest Neuerscheinungen, aber auch andere, ältere Titel. Dabei sind Romane, aber auch das ein oder andere Sachbuch dabei. Für den Blog Poesierausch wird jeden Abend also fleißig unterschiedlichste Literatur gelesen und anschließend rezensiert.
Absolut! Mit Ohropax und fast ohne Licht!
Auffallend ist zuletzt eine Sache: das kleine, pinke Büchlein mit dem Titel Heißgeliebte Teddybären und einem braunen Bärchen am Lesebändchen. Mensch könnte meinen, dass dieses kleine Buch heimlich nur für dieses Foto dort hingelegt wurde. Stefan, willst Du uns damit noch irgendetwas sagen? Gibt es rechts von diesem Bild etwa eine ganze dazugehörige, von dir heißgeliebte Teddybärenbande?
Erwischt, ein Schmankerl musste ich einfach mit einschleusen. Aber ich sage mal so: Auch so ein Schätzchen muss man erstmal im Haus haben.