Vor knapp vier Jahren las Armin Wühle beim 25. open mike seinen Text »Leuchtquallen«, vor Kurzem erschien nun sein Debütroman Getriebene im S. Marix Verlag. Wir haben Armin ein paar Fragen dazu gestellt.
Am Rande eines Kriegsgebiets entwickelt sich die Kleinstadt Thikro zur Touristenattraktion. Aus der ganzen Welt reisen Menschen an, um einen Blick über die Mauer zu werfen, welche die Stadt vom Kriegsgeschehen trennt. Für den Journalisten Vincent der passende Stoff für eine Reportage. Zwischen Grenzschutzsöldnern und sensationshungrigen Partygängern begegnet er der Aktivistin Cora und dem Dolmetscher Milo, der die Belagerung Thikros selbst miterlebt hat. Aus ihren Blickwinkeln setzt sich eine Stadt zusammen, in der die Gräuel der Vergangenheit und die Hoffnung auf eine bessere Zukunft allgegenwärtig sind.
Ein Roman, der von den Gegensätzen unserer Zeit erzählt, von Wohlstand und Elend und von Idealen, die ihren Preis verlangen.
Was schoss dir durch den Kopf, als du dein Debüt zum ersten Mal in den Händen gehalten hast?
So viele Jahre Arbeit finden ein Ende.
Wie lautet der erste Satz deines Debüts?
Mit festem Schritt näherte sich Cora dem Flughafengebäude.
Was gefällt dir am besten am Schreiben? Und was findest du am unangenehmsten?
Einer Sache schreibend so nahe zu kommen, dass ich und andere denken: So ist es! Sich dabei selbst zu verlieren und andere Gedanken, Erlebnisse, Kontexte als die eigenen anzunehmen. Unangenehm: Wenn man wie auf einer Umlaufbahn bloß umkreist, was man eigentlich sagen möchte, aber nicht einschlägt.
Wenn du könntest, welchen Rat würdest du deinem Ich von vor zehn Jahren geben?
Nimm alles ein wenig entspannter.
Bereust du etwas? Was?
Stundenlange, krampfhafte Versuche, eine bestimmte Textstelle »hinzukriegen«. Der Knoten wird immer stärker, je länger man daran zieht. Guckt man ein paar Tage später drauf, muss man häufig nur kurz ziehen, schon löst sich der Knoten auf.
Mit welchem*r Autor*in würdest du gern mal ein Bier trinken gehen?
Jonathan Franzen: unglaubliches Allgemeinwissen, politisch interessiert, spleenige Hobbies (Vogelbeobachtung), das verspricht gute Konversationsthemen. Wenn man von seinen Figuren auf ihn schließen kann, ist er auch trinkfest.
Armin Wühle wurde 1991 in Ebersberg bei München geboren. Er studierte Kreatives Schreiben und Kulturjournalismus in Hildesheim sowie Geschichte und Soziologie in Hannover, wo er auch lebt. Er war Finalist des 25. open mike und Stipendiat des Klagenfurter Literaturkurses. 2016 erhielt er ein Fellowship der Menschenrechtsorganisation Humanity in Action in Sarajevo, 2017 folgte eine Recherchereise in den Libanon. Getriebene ist sein erster Roman.