Frieda Paris präsentiert uns eine »Erzählungsrückseite«. So lautet der Untertitel ihres lyrischen Texts über Haft, einsames Beisammensein und das Ausharren in der Strafe der Zeit.
An dieser Plattennaht,
an sich zusammengeschobenen Empfindungen, geriffelte Wortkluft,
staut sich auf, was mir abhandengekommen bist: Du.
Sitzt, jetzt und noch.
Eine Erzählerin schreibt: Einen Brief? Eine Erinnerung auf? Einen Wunschtraum nieder? Sie schreibt über den Besuch im Gefängnis, über das verbale Berühren durch Glasscheiben hindurch, über Isolation und über das Drinnen und Draußen. Sie schreibt gedankenverloren, aber spielerisch. Sie entfaltet ein Zwiegespräch zwischen Ich und dem unerreichbaren Du, ein Zwiegespräch mit sich selbst und anderen Dichter*innen, sie jongliert mit Zitaten und eigenen Assoziationen. Das Ende eines Satzes ist ein Türöffner für den nächsten.
Es sind die Wortmütter, die halten mich zusammen.
Was Dorn, Stäbe, Bügel zusammenhält wie einen Fächer ist die Struktur. Nummern mit darauffolgenden Sätzen, die die neue Richtung anzeigen. Allmählich wird erkennbar, dass auch das lyrische Ich einen Fächer kreiert – bestehend aus Blättern mit Geschriebenem, aufgeschrieben ohne den Willen, dass es am Ende von anderen Augen gelesen wird.
7 >> Wie kann ich schreiben, ohne dort sein zu müssen?
Indem ich die Augen schließe und öffne wie einen Mund.
Ein loses Blatt, tatsächlich gelegt in diese Faltung,
der ich versuche, draufzukommen. Denke,
worin liegt die Gemeinsamkeit vom Blättern einer Zeitung
und vom Öffnen eines Fächers?
Es ist eine Freude, dem lyrischen Ich dabei zuzusehen, wie es den Fächer öffnet und schließt. Es dreht am Dorn, am Rad, das alles zusammenhält, öffnet den Raum und unseren Blick in sein Anspielungsreich. Frieda Paris lässt uns tanzen zum unberechenbaren und doch absolut stimmigen Rhythmus ihrer Satzkomposition. Dorn, Stäbe, Bügel lässt darüber nachdenken, was zusammenhält – in Ausnahmesituationen, in Einsamkeit, im Versuch, etwas in der Zeit nicht Greifbares irgendwie begreifen zu können.
Unser dennoch. Meine heftfädige Zuversicht.
Ein Gedanke zu “Frieda Paris: Dorn, Stäbe, Bügel”