Baba Lussi & Lauritz Müller
Baba Lussi
Wann schreibst Du am liebsten?
Wenn ich nicht muss.
Exakter wohl: Wenn ich nur muss, weil ich selber will.
Oder auch (selten; am schönsten): Wenn ich nur muss, weil’s plötzlich schreibt.
Wer liest Deine Texte zuerst?
Es liest nicht, es kriegt vorgelesen: der erwählte Komplize in literarischen, Liebes- und Lebens-Dingen.
Was bedeutet Literatur für Dich?
Literatur als solche…? Eine furchtbar, furchtbar grosse Frage.
Die ich schreibe, die ich les…? Furchtbar, furchtbar viel, in jeweils gänzlich anderer Art.
Was wäre, wenn Dir jemand die Möglichkeit zu Schreiben wegnähme?
Dann hoffte ich auf: Adaption. Ein Gedächtnis, das mitzieht. Memoriert, memoriert, memoriert, was ich mir literarisch denk. Dann wollte ich laut rezitieren. Dann würde ich laut rezitieren.
Was erfüllt Dich mit Hoffnung?
Das Ende der Hundstage (jedes Jahr); warme Speisen an kalten Tagen; Hunde selbst — jeden Tag, bei jedem Wetter und jeder möglichen Temperatur.
Was würdest Du anders machen, wenn du wüsstest, dass Dich niemand beurteilt?
Ich würd tagundtäglich, neben Worten, tierähnliche Geräusche nutzen, um mich zu verständigen. (Ich probe das seit einer Weile im allerengsten Beziehungskreis; es funktioniert phantastisch und bereichert unseren Austausch sehr.)
Dein gegenwärtiger Geisteszustand?
Mittelschwer zweifelnd.
(Woran?)
(Daran, was war, was ist, was werden wird. An mir, an andern, jedem Wort.)
(Weshalb?)
(Weil: geistiger Grundzustand. Darum, also: Sorgt euch nicht.)
Erster Satz/Vers Deines open mike-Textes?
»Als ich nach Hause kam, war ein Fremder da.«
Baba Lussi, 1989 in Basel geboren. Von 2008 bis 2013: Studium der deutschen Sprach- & Literaturwissenschaft sowie diverser Nebenfächer an der Uni Zürich, hauptsächlich horizonterweiternd, anschliessend Studentin am Schweizerischen Literaturinstitut (2014 bis 2017). Dazwischen und zum Überleben: Text-Arbeit für Bands gemacht, Korrekto- und Lektorat, Pfannkuchen verkauft und Maskottchen gemimt (u.a.). Sie schreibt Gedichte, Kürzest- und Kurzgeschichten, übergreifend: rhythmisiert. Immer und immer und immer wieder tun es ihr in ihren Texten Sonderbares & Sonderlinge in ebensolchen Situationen an.
Baba Lussi wurde ausgewählt von Juliane Schindler
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Lauritz Müller
Wann schreibst Du am liebsten?
Was mir zufällt, nehm ich. Wo und wann ist eigentlich egal.
Wer liest Deine Texte zuerst?
Wer sie zuerst in der Wohnung herumliegen sieht.
Was bedeutet Literatur für Dich?
Ergebnisoffene Sprachräume.
Was wäre, wenn Dir jemand die Möglichkeit zu Schreiben wegnähme?
Ergebnisoffene Sublimierung.
Was erfüllt Dich mit Hoffnung
Ergebnisoffene Wissenschaft.
Was würdest Du anders machen, wenn du wüsstest, dass Dich niemand beurteilt?
Vor der Lesung keinen Mutmacher-Schnaps trinken.
Dein gegenwärtiger Geisteszustand?
Ergebnisoffen.
Erster Satz/Vers Deines open mike-Textes?
wo es keine klinken gibt: gehen lernen
Lauritz Müller, geboren 1992 in Bangkok, Thailand, aufgewachsen in München, Studium der Psychologie in Eichstätt, Ingolstadt und Bariloche, Argentinien. Derzeit wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Klinische Psychologie, Universität Eichstätt. Er schreibt hauptsächlich Lyrik und Kurzprosa mit Veröffentlichungen in Zeitschriften und Anthologien, nebenbei arbeitete er als freier Autor für verschiedene Websites. Seit 2017 als Merck-Stipendiat Teilnehmer der Darmstädter Textwerkstatt. Lesungen unter anderem im Münchner Literaturbüro, dem Literaturhaus Darmstadt und den Heidelberger Literaturtagen 2017. Finalist um den Hattinger Förderpreis für junge Literatur 2017.
Lauritz Müller wurde ausgewählt von Christian Döring