Wie ist es, hierhin zurückzukommen, in den Heimathafen, wo man vor drei, fünf oder gar sechs Jahren als Finalistin oder Finalist den eigenen Text erstmals einem Publikum präsentierte? Wie ist es, zurückzukommen, diesmal allerdings mit dem eigenen Debüt im Gepäck?
Dieser Frage widmete sich auch in diesem Jahr der Vorabend des open mike. Von Moderatorin Gesa Ufer als „Erntedankfest“ betitelt, eröffneten die Debütlesungen und das Gespräch mit Maren Kames, Isabelle Lehn und Jan Snela sowie ihren Lektoren und Verlegern Alexander Weidel (Secession Verlag), Dominique Pleimling (Eichborn Verlag) und Michael Zöllner (Klett-Cotta) nicht nur einen Blick auf Wege in den Literaturbetrieb, sondern auch auf die Ernte: drei sehr unterschiedliche Erstlinge. Wir haben die Autor*innen außerdem gefragt, was sie den diesjährigen Finalist*innen mit in das Wochenende geben wollen.
Maren Kames: „Sich freuen, dass man den Text zeigen darf“
Maren Kames, Gewinnerin des Lyrik- und Publikumspreises 2013, präsentierte ihren im Secession Verlag erschienen Band Halb Taube Halb Pfau in einem eindrucksvollen Zusammenspiel aus Lesung und aufgezeichneter Klang-Text-Collagen. Die „Sogwirkung“ und die „extreme Sprachkraft“ der Texte (Gesa Ufer) hatten Lektor Alexander Weidel auf der Buchmesse für die Autorin eingenommen. Ein Wagnis sei die Veröffentlichung gewesen, so Weidel (nicht zuletzt aufgrund der zusätzlichen Soundebene, die nun mit Barcodes aus dem Buch heraus auf Soundcloud anwählbar ist), aber es zahle sich aus.
Jan Snela: „Sich nicht gängeln lassen“
Weiter ging es mit einer Liebesgeschichte zwischen Mensch und Wiesel. Jan Snela, Gewinner des open mike 2010, hatte sich mit seinem Milchgesicht Zeit gelassen. Dieses Jahr erschien sein Bestiarium der Liebe nun bei Klett-Cotta. Grotesk und musikalisch, komisch und eigen – der kurze Ausflug auf die Mottoparty „Der mit dem Wolf tanzt“ mit viel Whisky und „On-the-Rocks-Geklacker“ ließ für Moderatorin Ufer keinen Zweifel zu, dass sich das Warten gelohnt habe. Begleitet wurde Snela von Michael Zöllner, Verlegerischer Geschäftsführer, der durch den Hinweis einer Autorin auf Snela aufmerksam geworden war.
Isabelle Lehn: „Sich erinnern, warum man das genau so macht“
Den Abschluss der Lesungen bildete Isabelle Lehn mit einem Auszug aus Binde zwei Vögel zusammen. Das ungewöhnliche Setting – ein Trainingslager für die US-Armee in Deutschland, in dem Krieg simuliert und mit Statisten, die in die Rollen afghanischer Gemüsehändler schlüpfen, für den Ernstfall geprobt wird – war es auch, was Lektor Dominique Pleimling vom Eichborn Verlag für den Stoff begeisterte. Der klassischste Text des Abends, jedoch von reportagehaftiger Dringlichkeit.