Anteil am Kosmos
Der kalte Wind saugt die Feuchte von den Straßen, das Licht reist durch den Raum und neigt sich von unsichtbaren Massen her zu uns. Im steten Strom sind unsere Sinne von Strahlen, die treffen auf unsere Haut, fließen in unsere Ohren und unsere Augen, und bewegen so unsere Organe. Sie sind die Quellen der Begriffe; dort entstehen die Bilder, durch die wir unsere Welt benennen. In jedem wirken Empfindungen: Der Straßenstaub, die Krähen vor dem Nachthimmel, das Brausen der Wipfel wenn die Böe darein fährt, die Tropfen vor dunklen Fensterlöchern in der Fassade gegenüber, an Regentagen.
Auch wirkt das Schicksal und das menschliche Wort.
Alles biegt, bricht, knittert, sprengt, dehnt die Empfindungen, und wie sie gerade wirken, ist ihr Ergebnis in uns freundlich oder advers. Man heißt es Krankheit, wenn die Empfindungen so gestellt sind, dass in grellerem Licht das Schlimme erscheint und Farben, die freundlich strahlen, fahl und dünn erscheinen. Es gibt Tage und Leben, da ist man krank von Viren und Predigern, und mancher erholt sich davon nie mehr.
Man kann aber auch lernen, zu wählen aus den Strömen, die da sind. Was ist es, das du lieben kannst? Es ist gegenwärtig so, dass man das Schöne verachtet, Unkraut verherrlicht und der Sandfloh zu lachen hat. Etwas begeistert dich? Dann höre darauf. Ist es Ausdruck deines innersten Verlangens? Dann ist es wahr. Das richtige zu wählen ist neu erlernbar, wenn man es nur einmal konnte, namentlich in der Kindheit. Und wenn auch von allem nur wenig zu uns spricht – dem Hungernden hilft ein Krümel, dem Dürstenden ein Schluck, sich zu erhalten. So wandern wir dann mit geöffneten Augen durch die Meute zerfetzter, halbwilder Wesen, die in Ruinen hausen, aus den Augen bluten, heulen und lechzen nach Aas, derweil uns der Wind nachfliegt, wir uns im spiegelnden Flusse erkennen, die Erinnerung an Schönheit unsere Bilder intakt lässt. Und irgendwann reicht ein Anlass; ein Wort, eine Erkenntnis, eine Klärung, dass die Nerven sich entzünden und selber feuern. Dann werden tätig die Sinne und fügen das, was uns umgibt und widerfährt, zu verständlichen Bildern, woran der Geist sich erregt und in höherer Tätigkeit auflöst, was einander noch eben widerstrebte. Und dann sind wir selbst Teil des Stromes, der durch uns geht. Wer so vibriert, der kennt keine Zweifel mehr.