Die Kandidaten des open mike 2015. Heute von Wa – Wi

Eckhardt G. Waldstein & Bettina Wilpert

Eckhardt G. Waldstein

Was lesen Sie gerade?
Einen Klassiker: Wedekinds „Frühlingserwachen“. Außerdem zwischendurch immer wieder Gedichte.

Was bedeutet literarische Tradition für Sie?
Wenn Sie mich das fragen als jemand, der schreibt, so lautet die Antwort: nichts. Man wird zwar nicht drum rum kommen, beim Schreiben im Kontext irgendeiner begrifflich nicht klar definierbaren »Tradition« zu schweben – bewusst oder unbewusst, gewollt oder ungewollt –, aber davon möchte ich mich nicht berühren lassen. Mir ist es wichtiger, mich erst mal auf das zu konzentrieren, was ich tue. Denn immerhin habe ich auch nur darauf direkten Einfluss. Was andere geschrieben haben, kann ich eh nicht ändern. Meine Verantwortung ist, das, was ich schreibe, mit mir, meiner Zeit und meiner Welt vereinbaren zu können – und eben nicht mit der Vergangenheit.

Wem erzählen Sie Ihre Geschichten?
Ich fürchte, noch viel zu oft einem intellektuellen Bürgertum. Aber das darf nicht das Ziel sein: Literatur allgemein – so auch meine – muss versuchen, die Wohnzimmer aller Menschen zu erreichen, finde ich. Dafür ist es vermutlich hilfreich, sprachliche Schranken endgültig niederzureißen und sich etwa auch den sprachlichen Herausforderungen einer Migrationsgesellschaft – in welcher Form auch immer – zu stellen. Gleichzeitig sollte an das Selbstbewusstsein der Menschen hinsichtlich ihres eigenen Verstandes, ja ihrer eigenen Interpretationskraft appelliert werden. Das wäre wohl der Weg, den ich einschlagen möchte, denn Kunst – völlig gleich welcher Gattung – darf nicht mit dem Etikett »nur für wenige verständlich« versiegelt werden. Sie wird verstanden, wenn man sich traut, sie zu verstehen.

Wer sind Ihre literarischen Helden?
Ganz klar Bertolt Brecht. Seine einfache, aber bildreiche Sprache sowie seine gesamte Werkkonzeption beeindrucken mich sehr. Davon abgesehen sind die Helden, die mich beim Schreiben ermutigen, eher in anderen Künsten zu finden – da wäre allen voran Joseph Beuys zu nennen, aber sicher auch Personen wie Arnold Schönberg oder Karlheinz Stockhausen.

Ihre gegenwärtige Geistesverfassung?

Erster Satz/Vers Ihres open mike-Textes?
Generation » #nextlevel « ritzt sich das Lebensgefühl von Jahrhunderten / in die abtätowierten Unterarme.

Eckhardt G. Waldstein
Eckhardt G. Waldstein

Ich, Eckhardt G. Waldstein, wurde 1990 in Mannheim geboren und bin im Rhein-Neckar-Gebiet aufgewachsen. 2010 habe ich mein Abitur abgelegt und anschließend Zivildienst im Behinderten- und Krankentransportdienst geleistet. Seit Sommersemester 2011 studiere ich an der Universität Heidelberg Germanistik und Geschichte. Am Germanistischen Seminar war ich zudem einige Semester als HiWi tätig, wobei ich mich primär der älteren deutschsprachigen Literatur und der Sprachgeschichte widmete. Das derzeitige Wintersemester 2015/2016 verbringe ich im Rahmen eines Austauschprogramms an der Universität Wien.

Seit einiger Zeit schreibe ich Gedichte und Kurzprosa, die ich mitunter – szenisch dargestellt – als Straßenkunst präsentiert habe. Allerdings beabsichtige ich, mich auch vermehrt längeren Textgattungen zuzuwenden; ein erster Roman steht kurz vor der Vollendung und sucht alsbald einen Verleger. Neben dem Schreiben beschäftige ich mich, wenn es die Zeit erlaubt, ebenfalls gerne mit der Malerei.

Die erste Veröffentlichung von von mir verfassten Texten in einer Literaturzeitschrift erfolgte in der Juli Ausgabe 2014 der 500Gramm. Journal für Literatur und Graphik.

Eckhardt G. Waldstein wurde ausgewählt von Reto Ziegler.

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Bettina Wilpert

Was lesen Sie gerade?
Gaito Gasdanow, »Das Phantom des Alexander Wolf« und Frank Apunkt Schneider, »Deutschpop halt’s Maul«.

Wem erzählen Sie Ihre Geschichten?
Hauptsächlich mir selbst.

Wer sind Ihre literarischen Helden?
Zuletzt waren das die Figuren aus Vladimir Jabotinskys »Die Fünf« und Ljudmila Ulitzkajas »Das grüne Zelt«. Und natürlich Harry, Ron und Hermine.

Ihre gegenwärtige Geistesverfassung?
Unruhig.

Erster Satz/Vers Ihres open mike-Textes?
»Aslanbek hat viel zu große Hände.«

Bettina Wilpert
Bettina Wilpert

Bettina Wilpert, geboren 1989, aufgewachsen bei Altötting, lebt in Leipzig. Studium der Kulturwissenschaft und Anglistik/Amerikanistik in Potsdam und Berlin. Seit 2013 Masterstudium am Deutschen Literaturinstitut Leipzig. 2015 Teilnehmerin der Romanwerkstatt der Jürgen-Ponto-Stiftung im Herrenhaus Edenkoben. Veröffentlichungen u. a. in L. Der Literaturbote, outside the box und testcard.
Bettina Wilpert wurde eingeladen von Christiane Schmidt.

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