Wir haben uns im Schnelldurchlauf die Videos der Autoren beim Bachmannwettbewerb 2015 angeschaut und einfach aufgeschrieben, was gerade in den Sinn kam
Ein Auge in Nahaufnahme. Luis Buñuel, Ein andalusischer Hund
Gitarre gezupft. Musik passt nicht! Das Auge und die Zähne am Anfang machen Angst
Alte Urlaubsvideo, Text bedeutungsschwer; »… die langen Sommer auf der Insel meiner Kindheit waren ein Moratorium … eins sein mit der Welt …«
Einsamer Mensch auf Ruine vor dramatischem Abendhimmel: nur aus Leid entsteht wirkliche, große Literatur?
Thomas-Bernhard-gleich sich gegen Österreich, das Vaterland stellen
Projektionen auf kaputte Flächen, Bilder, die aus dem Rahmen fallen. Leicht ist hier nix. Jeder schatten hat Bedeutung. Symbolik überall, klare Worte, die den ach so verletzlichen Menschen zeigen: »… ich war eine stilles Kind …«
Von allem zuviel:
- Ruinen. Düstere Wolken
- Hin- und hergerissen zwischen den Sprachen
- Menschen heimlich beobachten
- Enträtseln und entzaubern.
Endlich, der legendäre Schnitt: Schriftsteller verschwindet, Schriftsteller taucht ein paar Meter weiter wieder auf
Gleich das erste Video hat so alles, was diese Portraits unerträglich macht
Na, da hat sich aber jemand nicht lumpen lasen, das war teuer. Das war nicht der ORF.
Kunstfilm
1,13, noch kein Wort gefallen
Tolle Charaktere, also einige
Auch überall Symbole. Brennende Haare, opulentes Mahl, nackte Füße, alte Menschen, nackte Frauen spielen Geige, Verderbnis, laszives Knappern an einer Kaugummizigarette
Das Fest?
2.21, Schluss, kein Wort gefallen
Auch hier: die Autorin im Portraits.
»Ich verrat Euch mal was von mir.«
Aber weniger schwer, dramatisch als das erste Video.
Einmal quer durch die Stadt laufen, die Kamera von oben, unten, vorne, hinten. Industriegebiet, Autobahn
Die Welt ist nicht schön. Aber dahinten scheint die Sonne
Wiederl: Kindheit: »Ich bin vier, keiner kann mich sehen«
Beton, Stufen ins Endlose
Nackte Fakten; geboren, macht das, lebt dort
Minimalistische Musik
Schnelle Schnitte, dann wieder Ruhe
Tiefsinnige Aussagen auf nassem Stein
1.21, das ging fix
Was sie sagt, das wird auch gezeigt: Ich gehe gerne zu Fuß, im Eilschritt: also zeigen wir mal die Autorin, wie sie im Eilschritt zu Fuß geht
Alle Autoren scheinen gerne spazieren zu gehen. Und zu beobachten, heimlich.
Wieder: Text auf nacktem Stein
Bild und Text passen nicht: Wenn sie sagt, sie geht gerne mit dem Hund, wird das Kind gezeigt. Bei den Kindern, wird der Hund gezeigt
Orte, Menschen, Schändlichkeit, Schuldgefühl; abarbeiten an Schlagwörtern
Voyeur, Gastgeberin; noch mehr Schlagwörter die bedeutsam klingen
Die Schriftsteller sind mitten unter uns
Kind zertritt Löwenzahn, blickt in die Kamera, spielt damit: die Herzen sind erobert
Der erste Mann, und der erste wirklich emotionale Moment
Alpenpanorama und fernöstliche Flötenmusik
Der Schriftsteller als Mensch: das ist mein Kind, hier lebe ich, zurückgezogen, mit dem Blick in die Berge. meine Frau küsst mich
War da nicht letztens diese Homestory von Varoufakis?
Werbevideo des Tourismusverbands?
»Das Leben ist hier so viel ehrlicher als in der Stadt«
Oh, die Flöte spielt er selbst. Das ist eine Shakuhachi. Japanisch kann er auch?
Von allem ein bisschen: eben der glückliche Vater, dann der einsame Schriftsteller, nun der meditierende Geist
Plötzliches Ende. Da fehlt aber was. Die Idee fehlte. Das war eine Mischung aus dem Werbevideo des Tourismusverbands Val Müstair und der Homestory von Yanis Varoufakis.
Ein wilder Garten.
Oh, der gibt es gleich offen zu: »Willkommen in meinem Innenleben.«
Ach, die Schweizer Dichter. Die haben Witz
Oh, nun wird er doch noch ernst: »… schreiben heißt, der Sprache permanent zu misstrauen.«
Mit der Gedichtfalle und der schweren Prosaschwere im Garten
Wieder: Leute beobachten. Diesmal allerdings die Leute beobachten, die ihn beobachten, wie er Leute beobachtet, so lange, bis sie ihn nicht mehr beobachten
Wieder: ich muss gehen, sonst kann ich nicht denken.
Im Großen und Ganzen das bis jetzt beste Video; nimmt sich nicht zu ernst. Sieht in manchen Einstellungen aus wie eine Mischung aus Elvis Costello und Karl Valentin
Die Dichterin bei der Arbeit
Ich mache das und das und das. Und ich schreibe dann auch noch.
Poetologie; so schreibe ich, ich erklär das mal fix
Kamera auf die Dichterin bei der Arbeit mit anderen Menschen
Impressionen; sie ist doch nur ein ganz normaler Mensch
Ein paar Spielereien des Cutters
Kindheit, Schwester, sieben Brüder, Horrorfilme, existenzille Erfahrung auf dem Land im Zwielicht
Wieder, plötzliches Ende. Das wirkt ein bisschen lustlos. Aber man kann es verstehen
Klare Ansage: Teresa Präauer on writing
Vogelgezwitscher. Die Dichterin tritt vor eine Leinwand; Projektionen – Blumen, Wassermelonen.
Goldene Beißleiste
Videokunst
Dichterin zieht ne Affenmaske auf, bewegt sich weiter vor der Leinwand. Macht Faxen
Na, sie hatte zumindest Spaß dabei.
Katerina Poladjan
Und wieder Videokunst. Der ORF hattet diesmal nicht viel zu tun
Don Quijote als Folie
Verzweiflung, Katastrophe, Lust am Zugrundegehen (sagt Werther)
Eine Menge Zitate schon nach einer Minute
Eine Lehrerin als Retterin
Schreiben als Forschung. Als öffentlicher Akt. Als Abenteuer
Sie mag Pilze. Mochte sie schon immer
Ronja, wir haben leider heute kein Video von Dir
Sven Recker
Düsternis
Voyeur in der Nacht
1.30, könnte auch ein Musikvideo sein bis jetzt.
Immer wieder der heimliche Blick in anderer Leute Wohnung
Eine letzte geheimnisvolle Person in einem Fenster, verschwommen
Was will uns der Dichter sagen?
Stopmotion, Musik von Richard Nicholson, die Autorin gibt den Countertenor auf der Jagd.
Die Schweizer gewinnen diesmal den Videocontest
Kein Video, vielleicht kommt ja noch was
Ein Jahr wie viele andere. Manches gut, manches schlecht. Ginge es beim Bewerb allein darum, wäre die Sache klar: Jürg Halter und Teresa Präauer wurden den Preis unter sich ausmachen, vielleicht wären noch Valerie Fritsch und Monique Schwitter dabei. Aber ginge es allein um die Videos, dann hätte Uwe Tellkamp niemals gewonnen. Also, nehmen wir die Videos als das was sie sind: interessant, unterhaltsam, gut, schlecht, peinlich, ärgerlich; von allem ein bisschen.