Auch im Frühjahr 2015 erscheinen wieder viele spannende Prosa- und Lyrikdebüts. Einige von ihnen stellen wir in den kommenden Wochen vor. Den Autoren haben wir ein paar Fragen zur Literatur und Person gestellt.
Heute: Carolin Callies
Carolin Callies erzählt seltsame Geschichten in ihren Gedichten: davon, wie es aussehen könnte, »kleinstlebewesen zu verschiffen«, vom »wohnen in der obstschublade«, dem »gefährlichen leben von singvögeln in den augen anderer« oder von jemandem, der »kopien vom mähen« macht. Und sie schildert vor allem, wie grotesk es ist, »innerhalb eines fleischfarbenen lappens« zu logieren. Sie beschreibt jede Pore, jedes Haar – der Körper dient ihr als »feldforschnes material«, als »geschichtenband«. Die Kunst, sagt Gottfried Benn, verdankt sich dem Körper. Carolin Callies seziert in Benn’scher Drastik und gleichzeitig in drastischer Komik die Körper, bis von der Oberfläche nichts mehr übrig bleibt. Gedichte, die dem Tod mit Klebstoff und Pflastern begegnen, um festzustellen: »wenn man stürbe & man stürbe nie«. So empfiehlt sich: »in den wunden munter bleiben«.
Erste Zeile/Vers (des Buches)?
„hier liegt ein punkt, von dem gehn fünf finger los“
Was bedeutet literarische Tradition für Sie?
Einen vollen Bücherschrank und Freude daran.
In welcher anderen außer Ihrer Muttersprache würden Sie gerne dichten können?
Klingonisch.
Ist Lyrik essentiell?
Für mindestens 1.354 ist sie das.
Was soll man nach der Lektüre (Ihres Buches) machen?
Duschen und Zähneputzen.
Ihre gegenwärtige Geistesverfassung?
Singvogelesk.