Vorgestellt, aber selbst noch nicht gelesen: Voland & Quist, Frühjahr 2015

Noch kamen wir nicht dazu, all die Bücher zu lesen, die gerade um uns herum erscheinen. Trotzdem wollen wir Euch in den nächsten Tagen einige vorstellen, von denen wir denken, sie sind gut, interessant und es wert, dass wir sie alle lesen. Wir verlassen uns dabei ganz auf unseren Instinkt und die Verlagsprosa. Heute: Voland & Quist

 

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Nora Gomringer / Reimar Limmer
Morbus

Berühmte Lyriker waren Ärzte, noch berühmtere Lyriker waren Patienten und alle hatten sie Körper, die an der einen oder anderen Krankheit litten. So ist das Mensch-Sein: jede Biographie auch eine Krankenakte. Was aber, wenn die Krankheit selbst spricht? Sie sich zu ihrem Verhalten äußert, sie sich selbst beschreibt? Gomringer und Limmer legen nach den „Monster Poems“ einen nicht ganz düsteren, nicht ganz ernsten Band über Morbus, Krankheit, vor, fühlen Puls, wiegen, vermessen und schieben ein paar Zäpfchen nach. Und wieder bricht dabei Sprache auf, Bild zu werden und Bild bricht auf, sich in Sprache zu übersetzen. Nur Gesundheit bleibt … relativ. Nora Gomringer hat nach 25 Monstern 25 Krankheiten beschrieben, beleuchtet und (dichterisch) behandelt. Der zweite Band der Lyriktrilogie „Monster ? Morbus ? Mode“, die vermeintlich Oberflächliches mit Grafiken von Reimar Limmer tiefer führen will, heilt niemanden, hilft aber vielleicht.

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André Herrmann
Klassenkampf

Eigentlich hatte sich André nach der Schule geschworen, seine Heimatstadt in der ostdeutschen Provinz erst wieder zu besuchen, wenn sie von einem herabstürzenden Meteoriten getroffen wurde. Eigentlich hatte für ihn nach der Schule etwas Großes beginnen sollen. Doch schon, als er zum ersten Weihnachtsfest zurück nach Sachsen-Anhalt fährt und seinen Eltern vom abgebrochenen Studium erzählen muss, merkt er, dass im Leben vieles anders läuft, als man es plant. ?Zwar kann man sich vornehmen, niemals zum jährlichen Klassentreffen am 27. Dezember zu gehen, doch manchmal kommt einem eben ein Typ namens Maik dazwischen, der sich in der Kleinstadt noch immer mit Cowboystiefeln und Jeansjacke dem Erwachsenwerden verweigert. Und er ist nicht der Einzige aus Andrés Schulzeit, er trifft sie alle wieder: Melissa, die es sich zur Aufgabe gemacht zu haben scheint, in jedem Jahr ein neues Kind zu bekommen; Rico, der sich bei einer zweifelhaften Castingshow ins Halbfinale gesungen hat, und nicht zuletzt seine Familie, die nur an der heiligen Trias der Kleinstadt interessiert ist: Heirat, Kind, Jack-Wolfskin-Jacke.
Ein Roman über die quarter life crisis, über zehn vergebliche Versuche, nicht zum Klassentreffen zu gehen und über eine Kleinstadt, die einen verfolgt wie die GEZ.

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Beate Kruse
Was machen die anderen nachts?

Die Heldin der Geschichten ist eine schüchterne, eigenbrötlerische Singlefrau von 35 Jahren, die in Berlin lebt, für die Zeitschrift Haustierhaltung heute arbeitet und endlich einen netten Kerl will. Doch ist sie so verschroben, dass die Männer manchmal noch während des Geschlechtsaktes die Flucht ergreifen. Zudem findet sie selbst ihre fleischliche Gier befremdlich bis obszön und fragt sich immer wieder, warum sie nicht, wo sie schon aussieht wie Mary Poppins, ein bisschen ätherischer und unsexueller sein könnte. Sie hat einen interessanten Job. Sie langweilt sich nicht, wenn sie abends bei einer Flasche Wein gegen sich selbst Scrabble spielt. Alles könnte so schön sein.
Will sie überhaupt einen Mann? Einen von denen, die da in ihrem Bett immer so lausig performen? Der Mann ihrer Träume ist in diesen Geschichten jedenfalls bislang noch nicht aufgetaucht. Dafür werden von „Wann ist es Liebe?“ über „Spielt die Größe eine Rolle?“ bis hin zu „Wie geht richtiger Sex?“ alle wichtigen Fragen rund um Körper, Liebe und One Night Stand beantwortet. Und zwar von einer, die es wissen muss.

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Nora Gomringer
Mein Gedicht fragt nicht lange reloaded

Im vorliegenden Sammelband „Mein Gedicht fragt nicht lange reloaded“ veröffentlicht Nora Gomringer nun die vier vergriffenen Gedichtbände „Silbentrennung“ (2002), „Sag doch mal was zur Nacht“ (2006), „Klimaforschung“ (2008) und „Nachrichten aus der Luft“ (2010). So werden die Einflüsse und die künstlerische Entwicklung einer der wichtigsten jungen zeit- genössischen Lyrikerinnen deutscher Sprache sicht- und nachvollziehbar.

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