ERSTE BÜCHER: PROSA- UND LYRIKDEBÜTS HERBST 2014, VERENA GÜNTNER

In diesem Herbst erscheinen viele spannende Prosa- und Lyrikdebüts. Einige von ihnen stellen wir in den kommenden Wochen vor. Den Autoren haben wir ein paar Fragen zur Literatur und Person gestellt.

Heute: Verena Güntner
Luis hat sein Leben also fest im Griff, denn er hat einen Plan – bis er eines Tages auf die harte Tour lernen muss, dass nicht mal der größte Bringer Kontrolle hat, wenn die Welt aus den Fugen gerät. Und während ihm nach und nach alles entgleitet, erkennt er, dass man manche Dinge loslassen muss, um an sich selbst festhalten zu können …
Schonungslos und erschütternd, leichtfüßig und heiter erzählt Güntner von der Haltlosigkeit des Erwachsenwerdens und von der größten Kunst überhaupt: dem Besiegen der eigenen Ängste.

9783462046922

Erster Satz (des Buches)?
Es ist ganz einfach.

Ist Literatur essentiell?
Ich mag nicht so, wenn Leute sagen: Ohne Schreiben kann ich nicht leben. Ohne Bücher nicht leben können, das lasse ich aber grade noch so durchgehen.

Ihr Motto?
Keine Pläne (sorry, Luis!)

Wem erzählen Sie Ihre Geschichte?
Ab der ersten Klasse habe ich mir ein paar Jahre lang gewünscht Flickflack zu können. Ich wollte in der großen Pause den Schulhof mit endlosen Flickflack-Folgen überziehen, ich wollte etwas können, dass den anderen Kindern die Kinnlade ausrenkt. Irgendwann verschwand dieser Wunsch und an seine Stelle traten andere. Erst: in einem Film mitspielen. Dann: einen Roman schreiben. Trotzdem blieben die Adressaten irgendwie die gleichen. Wenn ich mir heute meine Leser vorstelle, denke ich deshalb zuerst an die Schulhof-Kinder von damals, die mittlerweile alle um die 40 sein müssten. Ein Kinn muss zwar keins mehr ausgerenkt werden, aber wenn doch, hätte die ewige Erstklässlerin in mir wahrscheinlich noch immer nichts dagegen. 

Was soll man nach der Lektüre (Ihres Buches) machen?
Ein Bier öffnen, vor die Tür gehen und zwei, drei Ladys bzw. Jungs anquatschen. Anschließend bei Sonnenuntergang versonnen am Ufer eines Flusses sitzen und in seinem Telefon via Routenplaner die Distanz zum Nebelhorn ausloten.

 

© Stefan Klüter
© Stefan Klüter

Verena Güntner, 1978 in Ulm geboren, studierte Schauspiel an der Universität Mozarteum in Salzburg. Vier Jahre lang war sie festes Ensemblemitglied am Bremer Theater, seit 2007 ist sie als freischaffende Schauspielerin regelmäßig auf den Bühnen des Staatstheaters Wiesbaden und des Theaters Bonn zu sehen.
2012 erreichte sei mit einem Auszug aus dem Roman Es bringen die Finalrunde beim open mike in Berlin, 2013 machte sie den dritten Platz beim MDR-Literaturpreis und im selben Jahr gewann sie im Rahmen des Ingeborg-Bachmann-Wettbewerbs den Kelag-Preis.