Ich sitze auf einer cremefarbenen Ledersitzbank und beobachte, wie die Blasen in meinem Champagnerglas von den Erschütterungen des Busses aus der Bahn gelenkt werden.
Eine Zugfahrt unter Journalisten. Drinnen Champagner, draußen verkohlte Baumstümpfe, dazwischen getönte Scheiben. Ein Blick nach draußen fällt auf ein Werbeschild mit „weißen Kindern“ und Coca-Cola. Davor: zwei Männer, die Plastikmüll verbrennen. Eine übertriebene Kontrastierung, die inszeniert und flach wirkt: Die Zugwände trennen das Innen vom Außen, die Armut vom Reichtum. Die Männer vor dem Werbeschild grillen etwas Undefinierbares über dem Plastikmüllfeuer. „Guten Appetit, Jungs“, kommentiert der Ich-Erzähler und das tut nun wirklich weh.
Der Text erzählt von einem Roadtrip, der gar keiner ist. Eine Art Kutschfahrt, eher. Der Protagonist thront im Zug, meditiert über Champagnerblasen und mobbt nebenbei einen Kollegen. Zwischendurch schießt er Selfies und reflektiert die eigene Ironie. Seine Freundin sieht „phänomenal“ aus und der Ich-Erzähler vergisst nicht, darauf hinzuweisen, dass er ihre Ausbildung bezahlt. Er ist der Chef, im Zug und auch zu Hause.
Journalisten sind empfindliche Tiere: Wittern sie, dass jemand Einfluss auf ihre Inhalte nehmen könnte, werden sie sofort scheu.
Martin Kordic, der Lektor, lobt „den Kontrast zwischen Wirtschaftswelt und Gutmenschentum“, der Text sei „auf eine unaufgeregte Art böse“. Unaufgeregt? Eher schon langweilig. Der Text zeigt, dass der Pop-Roadtrip noch immer funktioniert, dass der Kontrast von Armut und Reichtum zieht. Voyeurismus funktioniert, wird noch lange funktionieren. Doch originell ist das nicht.