Nachdem der Bachmannpreis vergeben und das Scheintheater um ein Eigentlich-schon-wir-würden-ja-gern-aber-nicht-so vorbei ist, kann man sich im Betrieb der neben Büchern zweiliebsten Sache widmen: Personalmeldungen.
Überraschend kam gerade die Meldung rein, dass Georg M. Oswald schon angefangen hat sich beim Berlin Verlag einzuarbeiten, wo er ab 01. Oktober die Verlagsleitung übernehmen wird. Überraschend, denn Oswald ist Autor und Jurist, hat sich aber bisher noch nie dahingehend geäußert, dass es ihm gefallen könnte noch einen dritten Schreibtisch zu beziehen. Überraschend, denn zunächst war in den Meldungen kein Wort über Birgit Schmitz zu lesen, die den Verlag seit rund zwei Jahren leitet. Das hat man dann wohl auch irgendwann bei Piper gemerkt (zu dem der Berlin Verlag seit einiger Zeit via Bonnier gehört), inzwischen heißt es, sie bleibe im Haus.
Mancher wusste gleich: Oswald? Der hat doch keine Erfahrung im Büchermachen. Oswald? Der veröffentlicht doch bei Piper. Piper? Denen gehört doch Berlin. Und Hartges, der kann doch nicht mit der Schmitz. Aber mit dem Oswald. Deswegen hat der den dann auch sicher zum Chef von Berlin gemacht. Hallo? Da scheint wohl das Sommerloch wieder mal CvD zu sein – allerdings sollte es inzwischen ein bisschen mehr Erfahrung haben.
Na und? Vielleicht hat Oswald wenig Erfahrung. Vielleicht sieht er nicht gleich den USB. Vielleicht wird er keinen Titel noch schnell ins Programm holen, weil da ein Platz frei ist, den man besetzen muss. Vielleicht wird er auch manchmal ein Buch nur deswegen machen wollen, weil es ihm gefällt. Sein Herangehen wird manchmal vielleicht unerfahren sein – aber das kann im besten Fall auch bedeuten; unkonventionell, und nicht von den die Branche beherrschenden Denkmustern und Vorbehalten bestimmt. Den Zwängen der Ökonomie wird auch er sich nicht entziehen könne, aber vielleicht macht er das eben anders. Ich freue mich erst einmal auf das, was Berlin in den kommenden Jahren machen wird. Am Ende ist es nicht Erfahrung, sondern Lust, Leidenschaft und Neugierde sind es, die einen guten Verlag mit guten Büchern machen.
Ärgern will ich mich aber auch. Denn Birgit Schmitz hat den Verlag in schweren Zeiten gut geführt. Sie hat in dieser kurzen Zeit sehr deutliche Zeichen gesetzt. Gerne hätte ich sie noch einige Jahre in der Verantwortung bei Berlin gesehen. Sie ist neugierig, leidenschaftlich, lustvoll im Entdecken und Machen.