Kalt ist die Welt dieser Gedichte. Menschen am Rand der Zivilisation: Sie asphaltieren, was die Tektonik über den Winter wieder zerklüften wird, warten auf den Wetterumschwung, zur Untätigkeit verdammt, sprengen tief im Bauch der Berge und wandeln auf Routen, die der Körper noch kennt, deren Sinn und Ziel der Verstand aber nicht mehr begreift. Ein “du” entrümpelt und räumt sich leer, ein anderes oder dasselbe “du” erfährt den Riss zwischen Ich und Welt:
“ irgendwann greift es dir / fest in den eigenen Körper / trennt dich ab / bis du fremd vor dem stehst / was dir lange Rückhalt war / du hilflos darin plündern gehst / aber nicht erkennst wie alles / zusammenzusetzen ist / was dir verschütt ging”
Multiple Kältetode, nur gelegentlich ein Wärmeschub. Atmosphärisch zwischen Roland Emmerich und Derek Walcott (“Things do not explode / They fail, they fade.”). Spröde, vielschichtig, schön.
3 Gedanken zu “Sascha Kokot „Gedichte“”