Auftakt im Heimakthafen Neukölln mit den Open-Mike-Preisträgern Vea Kaiser, Matthias Senkel und Levin Westermann
Man hat sich zum Geburtstag richtig was gegönnt. Die Jahre in der Wabe, in dieser nüchternen, von innen komplett mit Publikum ausgekleideten Schul-Aula, sie müssen eine Sehnsucht nach Glamour geweckt haben, die nur mit dickem rotem Vorhang gestillt werden kann, mit Publikumsrängen und Goldstuck. „Pomp!“, macht der Raum. Wird Thomas Wohlfahrt eine Champagnerflasche aus dem Hut zaubern? Wird ein Streicherquartett den Auftakt geben? Wenigstens ein kleiner Jazztrompeter? Nein. Man bleibt sich treu. Als hätte man die ganze Festlichkeit in den Raum ausgelagert, nur um sich in Ruhe der Sache widmen zu können: Der Literatur.
Kolja Mensing moderiert und probiert seine neue, tiefe Deutschlandradiokultur-stimme aus (Oh diese Deutschandradiokultursprecher-pausen! Ich möchte meine Augen schließen und nie wieder etwas SEHEN!), es plaudern und lesen: It-Girl Vea Kaiser, der Adidas-Asket Levin Westermann und der ambitionierte Techniker Matthias Senkel. Drei junge Autoren, die zum Open Mike zurückkehren mit eigenen Büchern, die es inzwischen verstehen, auf ihre jeweils ganz eigene Weise einen Raum zu füllen, ihn zu ihrem eigenen zu machen.
Ich bin gespannt, wie der Wettbewerb selbst sich in diesem neuen Raum anfühlen wird. Denn die einundzwanzig aufgeregten Finalisten sind nicht gekommen, um eine zurückgelehnte, gediegene Jubiläumsgala mit den Open-Mike-Veranstaltern zu feiern. Für sie ist es nach wie vor der allererste Open Mike. – Möge der Saal brennen.