Kerstin Schubert „17, 23, 17, 23“

Malen nach zahlen: Mit viel Vergnügen malt uns Kerstin Schubert eine kleinen autistischen Jungen aus, dessen kleine Welt aus Zahlen besteht. Denn:

„Die Welt hat ihre Ordnung und die Ordnung muss sein, sonst gibt es die Welt nicht mehr.“

Mit diesem ersten Satz stellt sie den Jungen wie eine kleine Eieruhr in den Raum, und der beginnt zu zählen, loszulaufen, seinen kleinen Kosmos aus sympathischen Zwangsvorstellungen zu erkunden:

„Meine Mutter trägt 7 Kleidungsstücke, ich nehme meinen Notizblock und trage die Zahl und die Farben ihrer Kleidungsstücke ein. Das mache ich schon lange, schon seit 3467 Tagen. Ich tue das immer um 15 Uhr, wenn meine Mutter hereinkommt, jeden Tag um 15 Uhr, immer, wenn es Zeit ist für den Kakao und die Schokokekse.“

Das ist niedlich und stellenweise ziemlich komisch. Umso tragischer, dass die Eieruhr so zwangsläufig ihr Ende herunterzählt und am Ende alles kaputt ist, die Welt aus den engen Fugen gerät, die Mutter tot, der Junge verstört und allein. Die letzten Zahlen sind verbunden, man hebt den Blick vom Blatt – das Bild ist wenig überraschend. Aber schön.

„Ich trage schwarz, 6 Kleidungsstücke, es sind 37 Menschen da, meine Mutter liegt zwischen 34 Blumensträußen, die Mundwinkel gerade, die Augen geschlossen.“

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3 Gedanken zu “Kerstin Schubert „17, 23, 17, 23“”