von Stefan Mesch, Open-Mike-Blogger und Finalist/Autor
(Auf dem Open Mike lesen und drüber bloggen? Darf der das…?)
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Als „embedded Blogger“ und Journalist begleite ich den 20. Open Mike in kurzen, persönlichen Blog-Snapshots.
Ich bin am Samstag / Sonntag zum ersten Mal beim Wettbewerb.
Hildesheimfreund, „BELLA triste“-Herausgeber und Open-Mike-Blogger Victor Kümel hat schon mehrere Open Mikes besucht.
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Stefan: Vier Stunden Lesung am Samstag, vier Stunden Lesung am Sonntag. Jedes Mal vor einer dreiköpfigen Jury, und 15 Minuten Vorlesezeit pro Text. Überall, in allen Artikeln, wird der Wecker erwähnt, der auf der Bühne steht und klingelt, wenn ein Autor überzieht. Kommt das tatsächlich noch vor? Und bringt es zusätzliche Spannung? Oder ist das ein Relikt / eine Notlösung aus den Anfangszeiten?
Victor: Ja, kommt selten vor – aber hab ich schon erlebt. Aber meistens sinds dann nur noch zwei drei Sätze, und die lässt man dann auch noch durchgehen. Dass jemand wirklich runtergeschickt wird, hab ich noch nicht gesehen.
Ich erinnere mich dunkel, dass irgendein Jurymitglied das mal als Zeichen der Konformität junger Autoren gedeutet hat: Dass niemand mehr überzieht, gegen den Wecker, gegen die Formalia rebelliert (bla bla gähn).
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Stefan: Die Jury – dieses Jahr: Silke Scheuerman, Marcel Beyer und Thomas von Steinaecker – sitzt am Rande der Bühne? Und fällt direkt im Anschluss an den gelesenen Text ein Urteil? Oder warten sie, bis alle Texte vorgelesen wurden?
Victor: Nein, sie stellen immer nur „ihre“ Kandidaten vor, bevor sie lesen [Stefan: Die Lektoren stellen vor – nicht die Juroren.]. Sonst sitzen sie da, seitlich von der Bühne an einem Tisch, und hören. Manchmal kann man in ihren Gesichtern Widerwillen, Freude, Langeweile ablesen. Am Schluss geben sie die Preisiträger bekannt und verlesen die Jurybegründung.
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Stefan: Wie groß sind Unterhaltungswert, Dynamik und Chemie dieser Jury? Hast du Erfahrungen (und: Favoriten) aus den Vorjahren? Gibt es harte Diskussionen, wie in Klagenfurt?
Victor: Die Besprechung ist nicht öffentlich. In der Jurybegründung wird das schon immer so ein bisschen mittransportiert – waren sie sich einig, war es schwer etc., manchmal auch explizit benannt, wenn einer sagt: Okay, das ist jetzt Mehrheitsurteil, ich möchte aber nochmal für mich erklären, dass ich ein anderes Ergebnis wollte… aber eher selten.
Meistens verliest einer für die Jury die gemeinsame Erklärung. Ich glaube, deshalb brauchen die auch immer so lange. Nicht, um sich zu einigen, sondern um diesen Text zu schreiben.
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Stefan: Pünktlich zur Veranstaltung veröffentlicht der Allitera-Verlag die Texte alller Teilnehmer als Anthologie. Benutzen Jury und Publikum diese Texte als Programmheft / Transkript? Liest man den Text, während der Autor ihn vorträgt, parallel mit? Liest man die Texte oft schon vorher / Freitag oder Samstag Nacht? Kennt die JURY bereits alle Texte?
Victor: Ja, viele lesen da mit. Ob die Jury alle Texte vorher schon kennt, weiß ich nicht, ich gehe aber davon aus.
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Stefan: Du sagst, Performance und das „Ereignis“ Lesung spielen keine sehr große Rolle. Gibt es Autoren, die besondere Lesungsformate ausprobieren? Duos? Jongleure? Powerpoint-Präsentationen? Filmeinspieler?
Eine Harfinistin, ein Einrad, prächtige Abendkleider…? Oder bleibt alles sehr nüchtern?
Victor: Nein. Totales Wasserglas (Link). GANZ selten jemand, der sich was ausdenkt, dann aber auch wirklich die üblichen Verdächtigen. Jörg Albrecht, Leif Randt. Aber sonst …
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Stefan: Was macht am meisten Spaß? Worauf freust du dich?
Victor: Na ja, ich freu mich tierisch aufs Schreiben da, klar. Der Punkt „Freunde treffen“ wird dadurch eher n bisschen kleiner ausfallen.
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Stefan: Und dann…? Samstag und Sonntag Abend… wird gefeiert? Getrunken? Getanzt, gar? Oder sagen alle „Oh Mann – jetzt erstmal einen Döner…!“, und verstreuen sich in die Nacht…?
Victor: Es gibt leider keine öffentliche, gemeinsame Party da, wahrscheinlich intern, hab ich aber nie mitbekommen …
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