Johannes Müller-Salo
Wie kamst du darauf, dich beim 30. open mike zu bewerben?
Ich werde im nächsten Jahr 35. Da war es geradezu Pflicht, noch einmal mein Glück zu versuchen. Ich freue mich riesig, in diesem Jahr mitexperimentieren zu können. Denn das ist der open mike für mich: ein großes Experiment, Versuchsaufbau unklar, Ausgang offen – herrlich!
Erster Vers deines open-mike-Textes?
Mein erster Vers lautet: »Hier sind neun Argumente:«
Wann und wo schreibst du am liebsten?
Früh am Morgen – und am Schreibtisch.
Und was läuft dazu im Hintergrund?
Meistens nichts. Ich muss die Sätze ausprobieren, sie auch einmal laut aufsagen und ihnen hinterherhören können.
Wer liest deine Texte zuerst?
Im Regelfall erst einmal für lange Zeit niemand. Und dann Sofia, meine Frau, und Dorothea, meine Schwester.
Was bedeutet Literatur für dich?
Im Lesen und im Schreiben ist Literatur die beste Chance, alles anders zu sehen und alles anders zu machen.
Schon aufgeregt vorm Auftritt? Wie bereitest du dich vor?
Aufgeregt? Auf jeden Fall! Ich werde meine Gedichte vor dem Auftritt sicherlich noch einige Male durchsprechen und mir über so Dinge wie die angemessene Länge von Pausen Gedanken machen. Ansonsten bin ich froh, dass die Version des Textes für den Wettbewerb feststeht und im Druck ist. Da ist nichts mehr zu ändern, das spart schlaflose Nächte.
Worauf freust du dich am meisten, wenn du an das Wettbewerbswochenende denkst?
Auf viele Gespräche mit vielen Gleichgesinnten.
Dein aktueller Buchtipp und warum?
Ich entdecke gerade Irmgard Keun für mich. Das kunstseidene Mädchen ist ein Buch, das mir in den unerfüllbaren Hoffnungen seiner Hauptcharaktere wie in unsere Zeit gefallen zu sein scheint.
Schick uns ein Bild von einem Ort oder Gegenstand, der dich zuletzt zum Schreiben animiert hat.
Okay, das Bild ist schon einige Jahre alt – aber über diese Küche schreibe ich wieder und wieder.
Johannes Müller-Salo, geboren 1988, studierte in Münster und York Philosophie und Geschichte. Er ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Philosophie der Leibniz Universität Hannover und forscht zu Fragen der Ethik und der politischen Philosophie. In den letzten Jahren hat er einzelne Gedichte veröffentlicht und 2020 den Preis der Gruppe 48 e.V. für Lyrik gewonnen. Sein erstes Romanmanuskript nimmt gerade konkrete Formen an. Johannes Müller-Salo wurde ausgewählt von Andrea Schmidt.
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Greta Maria Pichler
Wie kamst du darauf, dich beim 30. open mike zu bewerben?
Aus Interesse an der Veranstaltung, aus Freude am Text und aus Neugierde, ob es klappt.
Erster Vers deines open-mike-Textes?
wenn sich zwei schiffe im wasser, wenn sich zwei fische im wasser, wenn sich zwei begegnen, die immer schon da waren, sich nähern, stören sie den strom.
Wann und wo schreibst du am liebsten?
Ich habe kein Lieblingswann und -wo. In letzter Zeit schreibe ich morgens und in meinem Zimmer.
Und was läuft dazu im Hintergrund?
Nichts
Wer liest deine Texte zuerst?
Meine Freund*innen
Was bedeutet Literatur für dich?
Vieles … vor allem Kommunikation, aber auch Verbindung, Möglichkeit, Ausdruck, Auseinandersetzung, Zusammenfügung, Begleitung, Impuls, Fragment, Suchen, Finden, Arbeit, Spaß …
Schon aufgeregt vorm Auftritt? Wie bereitest du dich vor?
Ja, ein bisschen aufgeregt, aber auch vor Freude. Ich werde meinen Text ein paar mal laut lesen.
Worauf freust du dich am meisten, wenn du an das Wettbewerbswochenende denkst?
Auf die Texte und die Menschen.
Dein aktueller Buchtipp und warum?
Je nachdem für wen, ein Tipp für alle ist schwierig, vielleicht Koleka Putuma: Kollektive Amnesie. Gedichte. Übersetzt von Paul-Henri Campbell.
Schick uns ein Bild von einem Ort oder Gegenstand, der dich zuletzt zum Schreiben animiert hat.
Greta Maria Pichler, geboren 1996 in Bozen, Italien. BA der Philosophie und Sprachkunst. Jetzt MA Sprachkunst an der Universität für angewandte Kunst Wien. Schreibt vor allem Lyrik. Veröffentlichungen u.a. in Lichtungen, Manaròt und Triëdere. War Mitherausgeberin der JENNY und Kuratorin der Literaturpassage im MQ Wien. Derzeit Vorstandsmitglied der AutorInnenvereinigung SAAV und Mitglied des Teams von ZeLT – Europäisches Zentrum für Literatur und Übersetzung. Greta Maria Pichler wurde ausgewählt von Andrea Schmidt.