Abwechselnd vorlesend präsentiert das Autor*innen-Duo Lynn Takeo Musiol und Eva Tepest die Vision einer nahen Zukunft nach Beginn der Klimakatastrophe, in der eine Gesellschaft nicht mehr versucht die Natur zu bändigen, sondern wieder mit ihr zu verschmelzen.
Die klimatische Unumkehrbarkeit und der damit verbundene Anstieg des Meeresspiegels haben Landstriche in Inselgruppierungen zerrissen. Auf einer dieser Inseln leben Menschen in einem Kollektiv, darauf fokussiert, ihren hierarchischen Fußabdruck zu schmälern. Dabei geht es nicht nur um klimatische Veränderungen, sondern auch um die Überwindung von Objektifizierung, von Macht- und Geschlechterverhältnissen.
Der menschliche Geist, so T weiter, hatte sich an der Domestizierung der Natur wortwörtlich die Zähne ausgebissen. Das Queeroposcene war nun angetreten, Flora und Fauna egalitär in die Gesellschaft einzuweben.
Experimentell gestalten die Autor*innen das Bild einer Gesellschaft, die sich eingesteht, nicht gottgleich über der Natur stehen zu können, sondern nur einen Bestandteil davon darzustellen. Sie unterstreichen dieses Aufbrechen von Hierarchien durch die Verwendung ihrer Stilmittel, beispielsweise durch die vollständige Abwesenheit jeglicher Geschlechtszuordnungen. Spacige Klänge ersetzen beim Vorlesen die Passagen, die im Text mit schwarzen Balken zensiert sind. Gern wäre man beim Schaffensprozess dieses Textes dabei gewesen, da er so nahtlos ineinander übergeht, dass es schwer fällt zu glauben, er sei von zwei Personen geschrieben worden.
Die Reise zum Kap Zizou ist kein entspannter Kurztrip für Zwischendurch, sondern eine Expedition, die auch Bereitschaft und Anstrengung abfordert. So gibt der Text nicht sofort jedes seiner Geheimnisse preis, doch er hat Substanz, ist brandaktuell und politisch. Vor allem aber hallt er noch eine ganze Weile im eigenen Kopf nach.
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