Elisa Weinkötz
Elisa Weinkötz, *1994 in Mannheim, studiert nach Stationen in Tübingen und Leipzig Angewandte Literaturwissenschaft in Berlin und Zürich. Veröffentlichungen in Zeitschriften und Anthologien, zuletzt in transistor und Jahrbuch der Lyrik 2018.
Wann schreibst Du am liebsten?
abends, aber selten
Wer liest Deine Texte zuerst?
kein bestimmter mensch. der, der grad nah ist. und dann bekommt er ihn vorgelesen.
Was bedeutet Literatur für Dich?
puh. solche fragen?
vielleicht: sehen lernen, nähe lernen, distanz üben, üben, nicht fest zu wachsen.
Was wäre, wenn Dir jemand die Möglichkeit zu Schreiben wegnähme?
ich würde das überleben. ich hätte die welt.
Was würdest Du anders machen, wenn du wüsstest, dass Dich niemand beurteilt?
nicht viel.
Dein gegenwärtiger Geisteszustand?
müde. wach.
Erster Vers Deines open mike-Textes?
später hatte ich diesen tag-nacht-rhythmus begriffen
Schon aufgeregt vorm Auftritt? Wie bereitest du dich vor?
zur zeit wohne ich in zürich. also kaufe ich ein zugticket nach berlin. im zug kann ich neun stunden raus schauen, das beruhigt.
Dein aktueller Buchtipp und warum?
Anja Golob: Anweisungen zum Atmen. Gedichte. Aus dem Slowenischen von Urška P. Černe und Uljana Wolf. Wien: Edition Korrespondenzen 2018.
vor allem wegen des gedichts auf seite 16.
Schick uns ein Bild von Deinem Lieblingsarbeitsplatz und schreibe etwas dazu.
in zürich ist mein schreibtisch ein pink gesprayter campingklapptisch. er steht am fenster. es ist gut, dass es pflanzen gibt. manchmal bekomme ich post. und die kleinen kakteen entführt meine mitbewohnerin zu den lesungen, die sie organisiert. am see gibt es ein sukkulentenmuseum, das ich noch besuchen muss. vielleicht bringe ich einen kaktus mit nach berlin.
Elisa Weinkötz wurde ausgewählt von Urs Engeler.
Zarah Weiss
Zarah Weiss, *1992 in Düsseldorf und aufgewachsen auf dem Land am Niederrhein, schreibt, seit sie sich erinnern kann. Nach Studienstationen in Leipzig und Kopenhagen (Philosophie, Kultur und Film) seit 2015 in Wien (Master Vergleichende Literaturwissenschaft). Seit 2004 in der Eckenroth Stiftung gefördert, seit 2014 Mitglied des Autor*innenteams Corner Reds. Veröffentlichungen in mehreren Zeitschriften, 2017 Preisträgerin der LitArena St. Pölten, 2018 Stipendiatin der Werkstatt Prosa Graz, 2019 Teilnehmerin der Literaturhaus-Textwerkstatt Wien.
Wann schreibst Du am liebsten?
Ganz unterschiedlich – ein Notizbuch habe ich immer dabei.
Wer liest Deine Texte zuerst?
Freund*innen oder meine Schwestern. Oft auch ich selbst, nachdem ich den Text einige Zeit mit mir herumgetragen habe.
Was bedeutet Literatur für Dich?
Literatur ist ein Ausdruck des Staunens über das Geheimnis des Menschen, seine Komplexität, seinen Reichtum und seine Schatten – so hat David Grossman es einmal formuliert. Sie bedeutet für mich dieses Staunen, aber auch Verstehen und Ausdauer und Sicherheit und Hingabe.
Was wäre, wenn Dir jemand die Möglichkeit zu Schreiben wegnähme?
Ich würde, ich müsste andere Möglichkeiten finden – diktieren vielleicht, aber das wäre nicht so ein sinnlicher Vorgang – also würde ich kämpfen ums Schreiben!
Was würdest Du anders machen, wenn du wüsstest, dass Dich niemand beurteilt?
Viel mehr Stunden in Kaffeehäusern verbringen, dort alle Zeitungen lesen und einen schwarzen Verlängerten nach dem anderen trinken! Aber vermutlich wäre mir das sehr schnell zu passiv.
Dein gegenwärtiger Geisteszustand?
Aus dem Häuschen!
Erster Satz Deines open mike-Textes?
Hätte mich vorher jemand nach meiner Kindheit gefragt, dann hätte ich erzählt, wie ich mit ausgebreiteten Armen einen kleinen Pfad versperrte.
Schon aufgeregt vorm Auftritt? Wie bereitest du dich vor?
Laut lesen, laut lesen, laut lesen, immer wieder
Dein aktueller Buchtipp und warum?
Während einer Reise durch Bulgarien habe ich vor kurzem Georgi Gospodinovs »Physik der Schwermut« verschlungen. Er erzählt vom Wert des Erinnerns, von altgriechischen Mythen, von Empathie, bulgarischem Kommunismus und dem Drang des Festhaltens, des Schreibens – ich habe den Roman nur zur Seite gelegt, weil er mich zwischendurch selbst zum Schreiben gedrängt hat.
Schick uns ein Bild von Deinem Lieblingsarbeitsplatz und schreibe etwas dazu.
Dieser kleine, alte Sekretär mit der seltsamen Lackierung war eigentlich nur als Übergangslösung gedacht, mittlerweile habe ich eine Masterarbeit und ziemlich viele Texte daran geschrieben – mit entbehrlichen Büchern erhöht und einer alten Schreibmaschine, die eine Freundin auf der Straße gefunden hat und die ich bisher aber nur für erste Tippversuche genutzt habe – normalerweise befindet sich an ihrer Stelle ein Laptop oder ein gelber Schreibblock. Irgendeine Person muss mal vergessen haben, das Papier einzulegen – in die Schreibwalze ist kaum lesbar eingeprägt: »Tomas Simon, 31.3.64 – Hergang der Tat:« Ein Mysterium!
Zarah Weiss wurde ausgewählt von Günther Eisenhuber.