Felix Krakau: Wimbledon (Auszug)

Felix Krakau ist kein unbekanntes Gesicht beim open mike. Beim 23. open mike war er bereits unter dem Namen »Felix Kracke« eingeladen. Dieser Fuchs. Damals ging es um Skater und Sprayer, die durch die Großstadt ziehen. Und diesmal?

Der Titel hält, was er verspricht. Es geht um Tennis. Tennis als Flucht vor dem vorstädtischen Mittelmaß. Eine Gruppe Jugendliche gestaltet sich ein ganz eigenes Universum, mit den richtigen Turnschuhen und der richtigen Attitüde. Sie kreieren sich ihre eigene Heldengeschichte. Aus Lars wird Leroy, denn nur so kann aus ihm wirklich was werden.

Es war die Gang der ausgedachten Namen, Aufschneider und Übertreiber, mit falschen Federn hoch hinaus.

Das literarische Wir führt durch den sehr rhythmischen Text, mit Anglizismen und Superlativen durchsetzt. Ein Flow wie beim Tennis. Schlag auf Schlag werden die Dimensionen in den Köpfen der jungen Menschen immer immenser. Zwischen Trash und Selbstironie wird ein Gemeinschaftsgefühl zelebriert, das unbesiegbar sein will – bis Leroy verschwindet. Das bringt die Gruppe aus dem Takt. 

Das Kollektiv, das zuvor die Grenzen nach außen klar definiert hat, muss raus aus ihrer Redundanz. Ein Turnier wird veranstaltet, ein großes, mit Pokal und Flutlicht und allem.

… vor uns stand allgemein ganz viel und ganz konkret jetzt ein Pokal, etwas windschief zwar, das Fakegold hier und da abgeblättert, provisorisch wie alles hier, aber mit einem Auge zugekniffen und etwas Spucke, da ging das schon echt klar.

Es gibt nichts zu meckern: Eine gute Textdynamik, technisch einwandfrei geschrieben und souverän vorgetragen. Aber nutzt sich diese jugendliche Sprache der Übertreibungen nicht schnell ab? Ich hoffe, dass der in sich kohärente Stil noch gebrochen wird, sonst läuft er Gefahr zu langweilen.

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