Demian Lienhard: Ich bin die, vor der mich meine Mutter gewarnt hat (Auszug)

Ich meine, ich bin nicht eifersüchtig oder so. Aber wenn dein Typ einen Frauenschal mit sich herumträgt, dann musst du dir einige Fragen gefallen lassen.

 

Liebe im Krankenhaus: Alba heißt die Ich-Erzählerin, die in Demian Lienhards Textauszug im Krankenhaus liegt und von Jack erzählt. Jack, der eigentlich René heißt, der Name ihm aber nicht abenteuerlich genug ist. Sie lernen sich eben dort kennen und, ja, lieben. Um sich die Langweile zu vertreiben, erzählen sie sich Geschichten, und manchmal trinken sie auch Sekt, den Jack heimlich reinschmuggelt.

Warum Alba im Krankenhaus liegt, lässt sich nur erahnen, auch bleibt unklar, warum Jack für ein paar Tage verschwindet, um dann wieder aufzutauchen. Was wiederum auch die Brücke zum Höhepunkt und Ende des Texts markiert: Nach den Tagen voller Sehnsucht schlafen sie miteinander und Alba ist glücklich – vor ihrem inneren Auge zieht eine Krankenwagen-Szene vorbei, sie hatte wohl einen Unfall.

Handwerklich ist das routiniert gemacht und ebenso gut vorgetragen. Dennoch, wirklich greifbar werden Stimmungen und Figuren nicht– so lässt Albas Warten auf Jack, das sie in so etwas wie eine Krise stürzen soll, eher kalt. Auch Jacks beschriebene Eifersucht bleibt nahezu szenenlos und labelt den Charakter mehr, als ihn lebendig zu machen.

Als Teil eines längeren Textes kann das natürlich alles funktionieren, und so ist es eventuell dem Textauszug geschuldet, dass nicht noch mehr transportiert wird.

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