Die Kandidat*innen des 26. open mike | Heute: Caroline Rehner & Lara Rüter

Caroline Rehner & Lara Rüter

Caroline Rehner

Caroline Rehner 

Caroline Rehner wurde 1992 in Sindelfingen geboren. Sie hat Literaturwissenschaften und Französisch in Tübingen, Montpellier, Saint Louis (Missouri) und Berlin studiert und schließt gerade ihr Studium der Allgemeinen und Vergleichenden Literaturwissenschaften am Peter Szondi-Institut der Freien Universität Berlin ab. Während ihres Bachelor-Studiums in Tübingen hat sie am Studio Literatur und Theater teilgenommen und zusammen mit anderen Schreibbegeisterten einen eigenen Schreibzirkel namens Dichterkammer gegründet. Sie ist auch journalistisch tätig und hat u.a. Artikel für die Süddeutsche Zeitung und die ZEIT geschrieben.

Wann schreibst Du am liebsten?
Morgens, nach dem Frühstück, bis zum Mittag.

Wer liest Deine Texte zuerst?
Meine engsten Freunde.

Was bedeutet Literatur für Dich?
In allererster Linie kann ich beim Lesen oder beim Schreiben von Literatur das Leben besser spüren. Und – das hoffe ich – gerade durch ihre verzerrende Abbildung klarer sehen.

Was wäre, wenn Dir jemand die Möglichkeit zu Schreiben wegnähme?
Dann müsste ich vielleicht choreografieren lernen. Oder ein Instrument spielen oder komponieren. Malen kann ich leider nicht.

Was erfüllt Dich mit Hoffnung?
Vor zwei Jahren habe ich während eines Ostsee-Urlaubs zwei jungsteinzeitliche Hügelgräber gesehen, inmitten eines Maisfelds neben einer Landstraße, zwei Kilometer vom Ortskern von Rerik entfernt. Ein paar Steine waren noch übrig, drum herum hatte man kreisförmig Holunder, Hagebutten, Rosen und Schlehen angepflanzt. Als Archäologen die Grabstätten in den 70er Jahren untersucht hatten, waren dort noch Grabbeilagen zu finden gewesen. Mir vorzustellen, wie Menschen über Jahrtausende hinweg diesen Ort zum Gedenken an eine Handvoll unserer allerältesten Vorfahren aus freien Stücken heraus gepflegt und in Ehren gehalten haben – wenn man sieht, was sonst auf der Welt so alles zerstört und dem Vergessen überantwortet wird und wie die Menschenrechte mit den Füßen getreten werden – hat mich ein bisschen mit Hoffnung erfüllt.

Was würdest Du anders machen, wenn du wüsstest, dass Dich niemand beurteilt?
Ich würde mehr ausprobieren und weniger Einfälle begraben, bevor ich sie überhaupt richtig angedacht habe.

Dein gegenwärtiger Geisteszustand?
Wüst.

Erster Vers Deines open mike-Textes?
Als meine weißhaarige Großmutter

Dein aktueller Buchtipp und warum?
Ich habe gerade Lavinia Greenlaws Gedichtband Eine Theorie unendlicher Nähe angefangen und kann gar nicht mehr aufhören zu lesen. Ihre kurzen Verse wirken klar und definiert, lassen sich dann aber doch nie ganz durchdringen – so wie ihr Bild eines »way into the mountain« aus dem Gedicht »Superlocution«: Jener Weg in den Berg »opens and closes and comes to rest/ beneath the bed of a river«. Es ist schön und auch ein bisschen schmerzhaft, sich immer weiter und weiter in diese Gedichte hineinzugraben, in denen verschiedene Formen seelischer Nähe kurz hervorschimmern – und dann versperrt sich der Weg.

Schick uns ein Bild von Deinem Lieblingsarbeitsplatz und schreibe etwas dazu.

Arbeitsplatz von Caroline Rehner

Das Foto zeigt den Eingang zur Bruno-Lösche-Bibliothek in meinem Kiez in Moabit. Drinnen arbeite ich am liebsten an einem der langen Holztische direkt an einer großen Fensterwand, durch die man auf ein Restaurant blickt, in dem ständig Hochzeiten gefeiert werden, weshalb immer wieder herzchenförmiges Konfetti auf dem Kopfsteinpflaster verstreut liegt.

Caroline Rehner wurde ausgewählt von Ulf Stolterfoht.

***

Lara Rüter 

Lara Rüter
© Volkmar Thorandt

Lara Rüter, geboren 1990 in Hannover. Studierte Kulturwissenschaften in Hildesheim und Literarisches Schreiben am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig. Mitherausgeberin der Tippgemeinschaft 17. Veröffentlichungen in Anthologien und Zeitschriften, u.a. Bella Triste, Randnummer, Lyrik von Jetzt 3. Lebt in Leipzig.

Wann schreibst Du am liebsten?
wenn ich die katzen gefüttert hab.

Was bedeutet Literatur für Dich?
kommunikation.

Was wäre, wenn Dir jemand die Möglichkeit zu Schreiben wegnähme?
ich würde einen fiesen racheplan schmieden.

Was erfüllt Dich mit Hoffnung?
youtube autoplay

Was würdest Du anders machen, wenn du wüsstest, dass Dich niemand beurteilt?
alles: ich würde nichts mehr tun.

Dein gegenwärtiger Geisteszustand?
verwirrt

Erster Vers Deines open mike-Textes?
hier bin nicht ich das fossil, das bist du.

Dein aktueller Buchtipp und warum?
ich glaub, es gibt nicht ein buch für alle, das muss doch passen.

Schick uns ein Bild von Deinem Lieblingsarbeitsplatz und schreibe etwas dazu.

Arbeitsplatz von Lara Rüter 

das ist schuschu.

Lara Rüter wurde ausgewählt von Ulf Stolterfoht.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.