Dablu und Bablu, ein Töfflifahrer, ein blauer Himmel und ein Lachen. Was zunächst klingt wie eine fröhliche, heitere Kindergeschichte, entwickelt sich schnell zu einem Alptraum. Dablu und Bablu bewegen sich wie zwei kleine Satanskinder durch Ralph Tharayils Erzählung, sie scheinen nur Böses im Sinn zu haben und terrorisieren ihre Mitmenschen. Auf unheimliche Weise streicheln sie in einer Szene über Liebchens – wohl die Schwester der beiden – Haare, um sie im nächsten Moment mit Schachfiguren zu bewerfen.
Dablu und Bablu lachten. Zwischen ihren Zähnen lag verbrannte Erde, aber es hätte auch Kautabak sein können, so genau konnte man das nicht sagen.
Zwischen Raclette, „Wer hat’s erfunden?“ und einer Figur mit dem Urschweizer Namen Reto leben Liebchen und ihre Familie in der Schweiz. Hinter verschlossener Tür werden jedoch indische Kultur und häusliche Gewalt gelebt. Liebchen ist bereits einem indischen Mann versprochen und muss sich von ihrem Vater immer und immer wieder mithilfe indischer Sagen belehren lassen. Sie sehnt sich nach Freiheit.
Jäh kam der Wunsch in Liebchen auf, einen autonomen, individualistischen Lebensstil aufrechterhalten zu können, ohne sich je rechtfertigen zu müssen.
Tharayils Geschichte fühlt sich an wie eine Mischung aus „Heidi“ und einem Horrorfilm mit gruseligen Kindern in den Hauptrollen. Die inhaltliche Härte der Erzählung spiegelt sich auch in der stilistischen Strenge wieder. Sein Text ist geprägt von Auslassungen und Sprüngen und auch insgesamt ist er sprachlich gut durchkonzipiert. Eine SMS von Reto zum Ende der Geschichte ragt deutlich heraus und zeigt, dass Tharayil sich sehr intensiv mit seinen Figuren beschäftigt hat. Das Einflechten der Sagenelemente verstärkt den Kontrast zwischen der Weite der Schweizer Berge und dem kulturellen Korsett, in dem Liebchen gefangen ist.
Am Ende schließt sich dann die Klammer. War zu Beginn der Himmel noch blau und ließ auf ein idyllisches Setting hoffen, findet sich das Blau am Ende lediglich noch auf Liebchens Augen. Eine skurrile, traurige Geschichte hat Ralph Tharayil verfasst, auch wenn nicht alles bis ins letzte Detail verständlich ist.
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