In Date IV schildert Magdalena Sporkmann das Gespräch einer Unbekannten mit einer nicht weniger unbekannten Person. Es geht um ein Date, um unser Verhältnis zu Beziehungen und auch um das zu uns selbst.
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Ja, voll süß, der saß dann da schon, als ich ankam. Voll entspannt, und hat mich so angelächelt. (lächelt)
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Ja, steh ich auch voll drauf: Pünktlichkeit. Is irgendwie so oldschool, aber süß, ne!? (zieht die Nase kraus) Naja, und dann haben wir bestellt …
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Dating war schon immer ein heißes Thema, wahrscheinlich wird seit Anbeginn der Zeiten darüber ausführlich gesprochen und bis ins letzte Detail analysiert. Die Art und Weise, wie zwei Menschen dabei zueinander finden und sich zum ersten Mal in romantischem Licht unterhalten, ändert sich jedoch beständig. Schon lange hat der Liebesbrief beim Großteil der Menschen ausgedient; Er wurde von der SMS abgelöst, 160 Zeichen und schließlich wurde die Partner-Wahl durch Dating-Apps stetig erweitert. Eine größere Auswahl macht aber eine Entscheidung nie einfacher.
In einer fast dokumentarischen Schilderung präsentiert Sporkmann uns eine Seite eines Telefongesprächs. Dass wir Leser*innen nur diese eine Seite mitbekommen, fällt jedoch kaum auf. Zu bekannt erscheinen die (Teil-)Sätze, die wir von einer Unbekannten in der U-Bahn belauschen dürfen. Ganz automatisch füllt das Gehirn die Leerstellen aus Bekanntem, bereits Gehörtem auf. Wir erleben die Begeisterung, das Abwägen, die Bedenken und Unschlüssigkeit der Protagonistin ganz nah mit, nur kurze Bewegungsbeschreibungen ergänzen die Antworten durch ein wenig Mimik und Gestik.
Das Ganze ist überaus treffend und unterhaltsam, wir werden eingesogen. Dass der Text zugunsten einer unmittelbaren Schilderung komplett auf jede literarische Ausformung verzichtet, ist konsequent. Der Text lebt alleine von der Dokumentation und dem damit verbundenen Aufrufen von ähnlichen Erinnerungen der Leser*innen. Das unterstützt der lebendige Vortrag von Magdalena Sporkmann, der uns mit geschlossenen Augen gleich in die Bahn katapultiert.
Für mich hat diese Medaille jedoch auch eine Kehrseite, mit der sich dokumentarische, gerade auch zum Hyperrealismus tendierende Kunst konfrontiert sieht. Denn die komplette Abwesenheit jeder Art von Wertung oder Kommentierung überlässt die Frage nach dem tieferen Sinn des Dargestellten komplett den Rezipient*innen. Auch wenn die Sammlung von solchen Gesprächen – denn der dargestellte Text ist einer aus vielen, vermutlich ähnlichen „Dates“ – durchaus seine Berechtigung hat, finde ich das hier ein bisschen wenig. Vielleicht haben die anderen „Dates“ ja auch noch etwas tiefgründigere Themen zu bieten? Wir können nur spekulieren.