Katharina Korbach: „Was, wenn P.“

Günther Opitz stellt die 1995 geborene, jüngste Kandidatin dieses Wettbewerbs vor: Es geht um eine Frau, es geht um eine Stadt, es geht um Angst: „Was, wenn uns nichts mehr heilig ist?“ Fest steht für ihn: Hier wird diese Angst schön in Poesie gebannt.

Der Ort ist Prag, es ist ein „blasser Abend“. Ein unbenannter Er hält sich in dieser Stadt auf, schreibt, angeblich, an einem Roman. Wir folgen außerdem einer Frau, P., durch den Schlamm, hinters Schlüsselloch, in die Straßenbahn, Rotwein trinkend, rauchend, mit verblassender Wimperntusche. „Man kann die Uhr nach ihr stellen“: auch Katharina Korbach stellt uns hier mit präziser Diktion eine Figur vor, die sie in rasch aufeinanderfolgenden Bildern in immer wieder wechselnden Facetten zeigt. Dazwischen mischt sich der unbekannte Er, der sich fragt, was wäre, wenn.

So einsam und trostlos diese Bilder wirken, entwickelt sich hier doch wenig; dazu auch die etwas ärgerliche Wiederholung, wenn zum zweiten Mal nach kurzer Zeit Wimperntusche verläuft. So bleibt auch die Grundstimmung wenig greifbar, auch wenn klarer wird, dass es hier um Prostitution, Männer, Frauen, Kneipen, Biertische geht. Und da ist dann wieder „Er“, bleibt aber seltsam unverbunden mit dem Geschehen, greift nicht ein. Am Schluss sehen wir P. wieder im Schlamm, und dann ist da plötzlich ein Friedhof, ein Grabstein.

Wenig bleibt hängen, es ist, als ob jeder Absatz, jedes neue P., die Figur in weitere Ferne rückt. Korbach konzentriert sich auf das Detail, ihr liegt die Miniatur, soviel ist klar. Diese skizzierten Momentaufnahmen wirken aber gleichzeitig wieder etwas zu rasch hingeworfen, zu unfertig, ja, bleiben lose und unverbunden im Raum, ohne sich zu einem Gesamtbild zu fügen, das man in Erinnerung behält.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.